66. Ausgabe, 3. Quartal 2017

Fehlende Rahmenbedingungen für Bildung in der digitalen Welt

Dass das Thema Digitalisierung im Bereich der Bildung nicht ausgespart werden kann, darin sind sich die meisten Akteure einig. Auf die Frage, wie dies umgesetzt werden soll, gibt es jedoch noch keine zufriedenstellende Antwort.

Zwei Kinder mit Tablet, Foto: Karel Joseph Noppe Brooks ©123RF.com

Schule hat die Aufgabe, Kinder und Jugendliche auf das Leben in der aktuellen und zukünftigen Gesellschaft vorzubereiten – sie zu einer aktiven verantwortungsvollen Teilhabe am kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, beruflichen und wirtschaftlichen Leben zu befähigen. Dabei ist es unumgänglich, auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungsprozesse und neue Herausforderungen einzugehen. Dazu zählt auch der Bereich der digitalen Bildung, der jedoch über einen längeren Zeitraum vernachlässigt wurde. „Die meisten Kinder können heutzutage mit einem Smartphone oder einem Tablet umgehen“, sagt Norbert Wichmann, der bei der Kommunalen Informationsdienste Magdeburg GmbH (KID) als Leiter Kommunikation und Marktentwicklung tätig ist. „Allerdings wissen viele von ihnen nicht, wie man solche Geräte zum Lernen einsetzen kann. Und da ist die Schule gefragt, diese Lücke zu schließen.“

Dazu fehlt es jedoch vielerorts an der notwendigen technischen Ausstattung. „Vor 15, 20 Jahren waren die Schulen froh, wenn sie sich ein Computerkabinett einrichten konnten. Das reicht heute natürlich nicht mehr aus“, so der Fachmann. Zwar sei die Politik bemüht, Rahmenbedingungen zu schaffen.

„Aber es gibt kaum Visionen, wie die Bildung der Zukunft aussehen könnte.“

Zumindest hatte die Kultusministerkonferenz Ende des vergangenen Jahres ein wenig Auftrieb spüren lassen, indem eine „Digitalstrategie“ für Schulen beschlossen wurde – mit dem Ziel, in Zukunft digitale Medien in jedem Fach einsetzen zu können. Bildungsministerin Johanna Wanka hatte zu diesem Zweck bereits vorher fünf Milliarden Euro für die Schulen der Bundesrepublik in Aussicht gestellt, um sie mit einer schnellen Internetanbindung, mit WLAN-Hotspots und mit Computern auszustatten. Jedoch hängt der angekündigte „Digitalpakt von Bund und Ländern für Schulen und Berufsschulen“ derzeit in der Luft, da Finanzminister Wolfgang Schäuble für 2018 steigende Verteidigungsausgaben und sinkende Ausgaben für Bildung und Forschung plant.

„Immerhin gibt es einige Fördermöglichkeiten“

fügt Norbert Wichmann hinzu – beispielsweise über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). „Die Schulen müssen, um Fördermittel zu erhalten, ein medienpädagogisches Konzept erstellen. Für viele ist der Aufwand dafür jedoch schon eine Abschreckung … und dort kommen wir ins Spiel. Wir unterstützen nicht nur bei der Konzepterstellung, sondern auch bei der Beschaffung der Technik und bei deren Instandhaltung. So wurden beispielsweise in einigen Schulen im Jerichower Land bereits Fortschritte erzielt.“

Allerdings rät Norbert Wichmann davon ab, das zur Verfügung stehende Geld ausschließlich in die Technik zu investieren. Von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche digitale Bildung sind die diesbezüglichen Kompetenzen der Lehrkräfte. Nicht nur unter fachdidaktischen Gesichtspunkten, sondern auch, was das Wissen über Medien als Sozialisationsinstanz sowie Kenntnisse über Chancen und Risiken der digitalen Medienwelt betrifft. „Es ist also ebenso wichtig, in die Weiterbildung der Lehrer zu investieren.“ An dieser Stelle sieht Norbert Wichmann jedoch ein weiteres Problem: Das Thema digitale Bildung lasse sich nicht ohne Weiteres unter einen Hut bringen. Diverse Institutionen sind für diverse Bereiche zuständig und bremsen sich – unter Umständen – gegenseitig aus. „Beim Bildungsministerium liegt ein Großteil der Verantwortung, aber das Finanzministerium hat auch ein Wörtchen mitzureden. Was die technische Ausstattung betrifft, so ist das jeweilige Schulverwaltungsamt zuständig und für die Weiterbildung der Lehrer das Land Sachsen-Anhalt ... Aber ich denke, trotz gewisser Hürden befinden wir uns aber auf dem richtigen Weg.“

Autor: th