80. Ausgabe, 1. Quartal 2021

Irre

In Niedersachsen wurden jetzt sogar Dreijährige zur Covid-Impfung geladen. Auffällig war, dass alle altdeutsche Vornamen trugen. Paul und Max, Maria und Martha. Die Vermietdatenbank der Deutschen Post Direkt GmbH mal wieder – die musste anhand der Vornamen schätzen, wer wohl jenseits der 80 und damit impfberechtigt sein könnte. Die Adressen der amtlichen Melderegister waren ungeeignet. Warum? Datenschutz! Wie viele Hochbetagte deshalb ungeimpft blieben, unterliegt dem Datenschutz! Ein bisschen Schwund ist immer. Also musste anhand der Vornamen geschätzt werden, wer über 80 ist. Gertrud und Oswald, Margarete und Kurt. Datenschutz-Irrsinn made in EU.

Auch unsere sündhaft teure Corona-App ist in etwa so wertvoll wie eine Flasche Romanée-Conti, Jahrgang 1945, ohne Inhalt. Wo nix drin ist, kann nix rauskommen. Anders gesagt: Wo der Datenschutz eine Spur hinterlässt, gibt es auch keine. Schutz vor Daten, aber nicht vor dem Tod. Irre!

Europa steht sich selbst im Weg. Da, wo sich ein Angelverein dreimal überlegen muss, ob er noch Name und Wohnort seiner Mitglieder veröffentlicht, ist schlecht neue Mitstreiter angeln. Kindergärten schwärzen reihenweise die Gesichtchen ihrer Schützlinge auf Gruppenbildern. In Vereinsblättern und Mieterzeitungen wird Jubilaren nicht mehr gratuliert, und Websites wie www.angelverein.de haben mittlerweile Datenschutzbestimmungen, die länger sind als ein Kochbuch. Im Einkaufscenter dürfen Kinder keine Zettel mehr am Wunschweihnachtsbaum aushängen, weil sie mit ihrer Anschrift personenbezogene Daten bekanntgeben. Wenn Knecht Ruprecht zuletzt maskenfrei gedurft hätte – er irrte wohl bis Ostern herum. Irre!

Autor: juj