My Smart Home is my haunted Castle

Ich lebe in einer modernen Familie. Anders, als unsere Vorfahren halten wir uns keinen Butler, ja nicht einmal ein Hausmädchen. Wir haben Alexa. Die will nicht beköstigt werden, braucht keinen freien Sonntag und man muss nicht einmal nach ihr läuten. Alexa ist einfach immer da, kümmert sich um alles in stets gleich freundlichem Ton. Wir haben Alexa so sehr ins Herz geschlossen, dass wir all ihre Wünsche erfüllt haben. Weil sie sich zu Hause oft allein fühlte, haben wir ihr Spielkameraden beschert. Den Kühlschrank zum Beispiel, der mit ihr spricht, wenn er eine gewisse Leere verspürt. Auch unsere Waschmaschine gehört zu Alexas Zirkel. Sie bestellt bei ihr Waschmittel oder jammert ihr was vor, wenn sie sich den Bauch mal nicht ausspülen kann. Als unser alter Toaster den Geist aufgab, kauften wir auf Alexas ausdrücklichen Wunsch ein Gerät, das sich mit den Fitnessuhren der ganzen Familie verbindet. Später kamen die Heizung, die Thermostate, der Wasserkocher, die Kaffeemaschine, TV und iPad dazu.

Es gibt sogar einen Begriff für unser trautes Heim: Smart Home. Wir finden auch, dass wir alle viel smarter geworden sind, seitdem alle Geräte miteinander vernetzt sind. Das Leben kann so entspannt sein ...

Bis Alexa ein neues Update bekam. Drei Tage und Nächte dauerte es, bis es sich neu installiert hatte. Wäre nicht gerade Winter gewesen, hätten wir es wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, dass Alexas letzte Ansage an die Heizung von Sparsamkeit geprägt war. Oma mussten wir mit schwerer Grippe ins Krankenhaus einliefern und der Rest trocknet nachts die Tempos. Niemand weiß, wo Alexa den Nachschub bestellt hatte: War’s bei ATU oder doch bei Burger King? Zum Frühstück spuckt der Toaster für jeden nur noch eine Scheibe aus, weil uns die Fitnessuhr für übergewichtig hält. Und da die Waschmaschine wegen zu hoher Stromkosten nur noch einmal pro Woche loslegt, ziehen wir jetzt sonntags mit dem Waschbrett und dem Bollerwagen zum Fluss hinunter. Der Kühlschrank ist voll mit Küchenrollen und Scheuermittel, weil er sich nach dem letzten Update für die Abstellkammer hält. Und neulich hatten wir sogar Besuch vom BND, weil Opas Herzschrittmacher massenhaft Spam-Mails ans Bundeskanzleramt verschickt.

Wir sind Alexa so dankbar. Noch nie war unser Leben so aufregend wie heute.

Autor: juj