79. Ausgabe, 4. Quartal 2020

DigitalPakt Schule geht langsam in die Umsetzung!

Rahmenvertrag für Planungsleistungen wird unterzeichnet

Im Rahmen des DigitalPakts Schule sollen sich die Bedingungen für digitales Lehren und Lernen verbessern. Bis 2024 werden in Sachsen-Anhalt insgesamt fast 153 Millionen Euro bereitgestellt. Bis zum 30. Juni 2021 können Schul-träger Anträge stellen. Um den Prozess in Gang zu bringen, hat das Bildungsministerium Sachsen-Anhalt das Antragsverfahren vereinfacht. Schulen, die noch kein medienpädagogisches Konzept haben, müssen zunächst drei Entwicklungsziele festschreiben, an denen sie arbeiten wollen. Die Konzepte sollen dann schrittweise entwickelt werden.

Nach Information aus dem Ministerium sind bisher 217 Anträge mit einem Gesamtvolumen von knapp 35 Millionen Euro eingereicht worden. Davon wurden 186 Anträge bereits geprüft und bestätigt. Die Bescheide werden nach weiterer Prüfung durch das Landesverwaltungsamt erteilt. 147 Anträge mit einem Fördervolumen von knapp 21,6 Millionen Euro (Gesamtsumme der Vorhaben: 24,1 Millionen Euro) sind bewilligt.

Denis Eckler, Teamleiter Infrastruktur der KID Magdeburg

Die Umsetzung beginnt allmählich. „Wir haben gemeinsam mit unseren Partnern bisher vor allem Schul-IT-Projekte mit Förderung aus dem IKT-Förderprogramm (IKT steht für Informations- und Kommunikationstechnologien) begleitet, mit der Stadt Calbe (Saale) setzen wir nun das erste Projekt aus dem DigitalPakt Schule um“, sagt Denis Eckler, Teamleiter Infrastruktur der KID Magdeburg GmbH. Heinz-Josef Sprengkamp, Referent im Bildungsministerium, erwartet die meisten DigitalPakt-Anträge im nächsten Jahr, und damit einen Endspurt vor Ablauf der Antragsfrist.

Dass die Mühlen langsam mahlen, zeigt auch die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF veröffentlichte Übersicht: Demnach sind bis zum 30. Juni 2020 aus dem Sondervermögen des Bundes für DigitalPakt-Vorhaben 0,00 Euro Fördermittel nach Sachsen-Anhalt abgeflossen, die Höhe der eingegangenen Verpflichtungen lag bei 3,365 Millionen Euro. Die Hansestädte Hamburg und Bremen sowie der Freistaat Sachsen beispielsweise hatten bereits 2019 die ersten Millionen Euro ausgegeben.

Denis Eckler sieht eine Ursache für den schleppenden Mittelabfluss darin, dass die Antragstellung für viele Schulträger trotz der abgesenkten Hürden beim medienpädagogischen Konzept immer noch zu kompliziert ist: „Die Schulträger haben Probleme damit, konkret die Maßnahmen und Kosten zu benennen, dafür fehlt es oft an Fachpersonal“, so seine Erfahrung. Deshalb sei ständig ein Mitarbeiter der KID zu Schulträgern unterwegs, um Aufklärungs- und Beratungsarbeit zu leisten.

Die Anschaffung von Endgeräten für Schüler und Lehrer sei die kleinste Hürde. Zunächst müsse ein tragfähiges Grundgerüst vorhanden sein. „Ein Lehrer, der beispielsweise einen Videostream vorbereitet, braucht nicht nur einen Arbeitsplatz mit Webcam und Mikrofon. Er muss sich darauf verlassen können, dass das System nicht zusammenbricht, sobald alle Schüler gleichzeitig auf das Internet zugreifen wollen“, sagt Robert Hradsky vom KID-Team Kommunikation und Marktentwicklung. „Nur wenn die Schul-IT störungsfrei funktioniert, arbeiten Lehrer gern damit und setzen sie für den Unterricht ein.“

Eine wesentliche Voraussetzung ist die Breitband-Anbindung. Bisher verfügen 48 von 950 Schulen (Stand September) über einen Glasfaser-Anschluss. Über das ITN-XT Landesdatennetz sollen bis Ende nächsten Jahres alle Schulen in Sachsen-Anhalt Zugang zu schnellem Internet erhalten.  Zweitens muss eine strukturierte, dem Bedarf entsprechende Verkabelung des Gebäudes geplant und umgesetzt werden. „Gerade das Thema Elektro- und Datenleitungen ist, mit Blick auf oft alte Bausubstanz und auf vielfältige Anforderungen des Brandschutzes, sehr komplex und ein enormer Kostenfaktor“, weiß Denis Eckler.

Robert Hradsky, KID-Team Kommunikation und Marktentwicklung

Die KITU bietet hier Unterstützung an, planerische Leistungen wurden ausgeschrieben, Angebote abgegeben und geprüft. Mit der Firma I2KT GmbH & Co. KG, die den Zuschlag erhalten hat, wird im nächsten Schritt ein Rahmenvertrag unterzeichnet. Über den Warenkorb der KITU können Mitglieder dann auf die Planungsleistung zugreifen. Die Infrastrukturplanung für die aktive Technik vom Server bis zu den Endgeräten leistet die KID.

Trotz der Förderung von Bund und Land kommen auf die Schulträger nicht unerhebliche Kosten zu. Denn nach Breitband-Anschluss und Verkabelung bleibt der Spielraum für den Kauf von Endgeräten oft unter dem Bedarf der Schulen. Und ist diese Anschaffung gestemmt, wird Geld für Programme und Inhalte benötigt, auch Kosten für Wartung und Administration müssen einkalkuliert werden. Bei einem Geräte-Zyklus von fünf Jahren sollte zudem bereits beim Kauf an die Neuausstattung gedacht werden.

Unterstützung mit Programmen und Inhalten finden Lehrer auf dem Landesbildungsserver, wo interaktive Medien für den Unterricht orts- und zeitabhängig zur Verfügung stehen, urheberrechtlich geprüft und passgenau zu den Lehrplänen. Zusätzlich werden über www.mundo.schule, ein gemeinsames Portal der Bundesländer, Bildungsmedien für den Unterricht zur Verfügung gestellt.

Bei vielen Lehrern beliebt ist die Open-Source-Lernplattform „Moodle“. Sie bietet die Möglichkeit, online einen Lernraum zu erstellen mit voller Kontrolle über die eigenen Daten. Zu diesem virtuellen Klassenzimmer haben nur Lehrkräfte Zugang, die zuvor geschult worden sind. Die Kapazitäten für die Schulungen reichen jedoch nicht aus, so das Feedback, das Denis Eckler von Lehrern erhält. Zudem sei Moodle bei vielen gleichzeitigen Zugriffen häufig zusammengebrochen.  

Was fehlt, ist eine Schulcloud, über die auch Videokonferenzen stattfinden können, das habe sich während der Zeit der coronabedingten Schulschließungen gezeigt. Lehrkräfte haben sich hier mit Microsoft Teams, Zoom und anderen Apps selbst geholfen, denn der Landesbildungsserver bietet mit emuCLOUD diese Möglichkeit nicht. „Überall dort, wo die Länder dafür keine Lösung vorhalten, kann die HPI Schul-Cloud des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit dem Konferenz-Tool Big Blue Button kostenlos genutzt werden“, empfiehlt Denis Eckler.

Autor: bek