89. Ausgabe, 2. Quartal 2023
Warum KI eigentlich gar nicht so intelligent ist
KI ist die Zukunft. Im KI-Glossar schauen wir uns jeweils ein Thema der künstlichen Intelligenz an. Wir starten mit der Definition: Was ist harte und was weiche KI? Wo liegen Chancen und Potentiale?
Künstliche Intelligenz ist vor allem anderen eines: Informatik. Als Teilgebiet der Informatik vereint KI zahlreiche Themen, darunter „maschinelles Lernen“ und „Mustererkennung“. Im Kern geht es um Algorithmen.
Ein Algorithmus ist eine Handlungsanweisung mit einem konkreten Ziel: Wenn X eintritt, mache Y. „Wenn Person X Produkt Y auswählt, zeige ihr fünf passende weitere Produkte dazu an.“
„Wenn der Nutzer ,Licht‘ sagt, greife auf das Programm Smart Home Licht zu.“
Definition: weiche und harte KI
Weiche KI: Was Presse und Marketing vollmundig als KI bezeichnet, verdient den Namen nur halb. Komplexe Algorithmen erkennen Muster und generieren u. a. Text, Bild und Sound. Selbstfahrende Autos und Sprachassistenten (Siri & Co.) sind beeindruckend, aber nicht „intelligent“. Oft sollen sie menschliches Verhalten imitieren. Chatbots etwa sind oft eine bessere Stichwortsuche. Ausformulierte Sätze sind unnötig, aber der Kunde möchte sich persönlich betreut fühlen. Softe KI kann mittlerweile auf Knopfdruck fotorealistische Bilder, Videos und dazu passenden Sound generieren. Dazu wird die Software aber immer mit Quellenmaterial gefüttert. Etwa mit den Gemälden von Vincent van Gogh. Dank einer Mustererkennung lässt sich im Anschluss „ein Bild eines Apfels im Stil von van Gogh“ generieren. Die KI kann den Begriff „Apfel“ dem Obst zuordnen und „van Gogh“ den eigentümlichen Verwirbelungen des Künstlers; wobei hier auffällig oft das Motiv „Sternennacht“ als Referenz herangezogen wird. All das macht die Software aber als Abfolge von Handlungsanweisungen, nicht aus einem eigenen Antrieb heraus – den es bei einer weichen KI nicht geben kann.
Harte KI: Eine harte KI beschreibt eine Maschine oder Software, die aus sensorischen Wahrnehmungen Probleme, Aufgaben oder Situationen abstrahiert und sich selbstständig Wissen aneignet, um auch intellektuelle Aufgaben zu lösen, für die menschliche Intelligenz notwendig wäre. Obwohl stark debattiert, wird harte KI auch in Zusammenhang mit einem künstlichen Bewusstsein diskutiert, sprich sich seiner eigenen Existenz bewusst ist und etwa sensorische Eindrücke auch als solche wahrnehmen und interpretieren kann. Nach aktuellem Stand erscheint der Gedanke futuristisch. Trotzdem warnten Ikonen wie Stephen Hawking vor harter KI als „Untergang der Menschheit“.
Rasante Entwicklung: Elon Musk fordert eine Pause
Stand 2023 macht KI gefühlt jeden Monat einen weiteren Quantensprung. SchülerInnen nutzen ChatGPT zum Mogeln, Drehbuchautoren haben Angst um ihre Jobs, Fotografen outen ihre preisgekrönten Bilder als KI-Schöpfungen. Tech-Avantgardist Elon Musk forderte Ende März 2023, zusammen mit anderen Branchenköpfen, eine Pause bei der Entwicklung von KI-Systemen für mindestens sechs Monate, um mögliche Risiken der Technik für die Gesellschaft auszuloten. Ganz klar: Um gefährlich zu sein, muss KI heutzutage kein eigenes Bewusstsein haben. KI ist ein mächtiges Werkzeug, das für Wissenschaft, Medizin und Gesellschaft eingesetzt werden kann – oder aber für Cyberkriminalität, Desinformationskampagnen und autonome Kriegsführung.
Robert Gryczke
FrontiersIn.org, „Artifcial Intelligence …“ vom 02.07.2019; Reuters.com, „Elon Musk …“ vom 05.04.2023; KI.THWS.de, „Das Konzept der starken KI“, abgerufen am 27.05.2023; Tor-Online.de; „Der Geist …“ vom 17.12.2021; KI.FHWS.de, „Schwache …“, abgerufen am 30.08.2022; DataGroup.de, „Eine kurze …“, abgerufen am 30.08.2022; En.Wikipedia.org, „Automaton“, abgerufen am 30.08.2022; Aufsatz „Computing Machinery and Intelligence“ von Alan Turing, Oktober 1950; Video: „Electronic Brain“, BBC, 1949, abgerufen am 30.08.2022; CIO.de, „Die Geschichte …“ vom 06.09.2021