89. Ausgabe, 2. Quartal 2023

Was steckt hinter dem Powertool von OpenAI?

ChatGPT ist nicht der erste und auch nicht der einzige Textgenerator. Aber er generiert gerade den meisten Wirbel. Warum? Das KI-Werkzeug ist unfassbar mächtig. Werfen wir einen Blick darauf.

Anforderung: „ChatGPT, beschreibe dich selbst in zwei kurzen Sätzen.“
Antwort: „Ich bin ChatGPT, ein leistungsstarker [sic] KI-Textmodell, trainiert, um Fragen zu beantworten, Informationen bereitzustellen und in natürlicher Sprache zu interagieren. Mein Ziel ist es, Ihnen zu helfen und Ihr Wissen zu erweitern.“
„ChatGPT“ steht für „Chat Generative Pretrained Transformer“.
Chat: siehe chatten; sich unterhalten
Generative: generierend; der Text wird von der KI generiert
Pretrained: vortrainiert; die KI wurde bereits mit einem (riesigen) Datensatz gefüttert und greift NICHT live auf Quellen wie das Internet zurück
Transformer: transformieren; die KI wandelt die vorhandenen Informationen in Text um Schlüsseln wir doch die Begriffe einfach Stück für Stück auf.

Chatbots: Konversation mit der Maschine

Im Grunde sind Chatbots Stichwort-Suchmaschinen mit einem komplexen Algorithmus; siehe KI-Definition (Seite 22) in dieser Ausgabe.
Wenn Sie dem Bot Ihres Mobilfunkanbieters nun also ihr Leid klagen: „Nachdem mein Mann vor zwei Jahren gestorben ist, bin ich zutiefst unglücklich, werde wohl nach Botswana auswandern und möchte deshalb meinen bestehenden Vertrag kündigen,“ versteht der Bot vermutlich vor allem „Vertrag“ und „kündigen.“
Antwort: „Sie möchten Ihren Vertrag kündigen? Wir kontaktieren einen Kundenberater, um Ihnen attraktive Bestandskundenangebote zu unterbreiten!“

Komplexere Varianten, wie zum Beispiel ChatGPT, greifen auf ein breites Archiv an Texten zu und sind in ihren Anwendungsmöglichkeiten breiter aufgestellt. Sie kennen die Form eines Drehbuchs, die Biografie von Markus Lanz oder können etwas vermeintlich Einfühlsames zu Trauerbewältigung erzählen, weil sie mit Abermillionen Texten zu verschiedenen Themen gefüttert wurden. Sie können vermeintlich natürliche Dialoge führen, weil sie darauf trainiert wurden – unter anderem mit Feedbackschleifen und menschlichen Akteuren im Hintergrund.

Generative: Textschöpfung

Wir glauben, dass dieser Punkt selbsterklärend ist. Der Bot nutzt das Repertoire an Worten, welchem ihm gegeben wurde. Deshalb fragen wir ChatGPT: „Kannst du ein neues Wort schöpfen?“
Antwort: „Natürlich! Hier ist ein neu geschaffenes Wort: ‚Kombifluffel‘. Es könnte als Substantiv verwendet werden, um eine imaginäre Kreatur mit flauschigem Fell zu beschreiben, die die Eigenschaften verschiedener Tiere kombiniert.“

Pretrained: Wie trainiert man eine KI?

Ein Nachteil den ChatGPT Stand jetzt noch hat: Alle Nachrichtenwerte nach 2021 sind der KI fremd. Denn der Bot sucht nicht online nach Antworten auf die ihm gestellten Fragen, sondern greift auf eine Datenbank zu.
Beispiel: „Wer war im Jahr 2022 Präsident der USA?“
Antwort: „Entschuldigung für die vorherige Antwort. Da mein Wissen bis September 2021 reicht, kann ich Ihnen keine Informationen über den Präsidenten der USA im Jahr 2022 geben.“
Zum „Training“ von ChatGPT gehörten auch Dialoge, in denen menschliche Akteure beide Seiten, also ChatGPT und Nutzer, imitierten. Oder anders: Sie machten ChatGPT vor, wie sich ein natürlicher Dialog lesen könnte. ChatGPT berücksichtigte diese Muster.

Transformer: das Deep-Learning-Modell

Das Transformer-Modell zu erklären bedürfte eines eigenen Artikels – oder besser gleich eines Buchs. Dieses Modell ermöglicht dem Chatbot etwa Textzusammenfassungen, Übersetzungen und bei Bedarf Ergänzungen. Wörter und Wortgruppen können gewichtet werden, weil ChatGPT mithilfe des Transformer-Modells in Petabytes an Daten Muster erkannt und mathematisch zugeordnet hat. Keine Sorge – es übersteigt das Verständnis der meistens Nutzer.

Potenziale: ChatGPT im eigenen Unternehmen?

Laut eines Artikels des Branchenverbands Bitkom, denkt jedes sechste deutsche Unternehmen (ab 20 Mitarbeitern) über einen Einsatz von KI nach. Aber wofür eigentlich? Fragen wir doch selbst nach.
„ChatGPT, wofür können Tech-Unternehmen dich einsetzen?“ „1. Kundensupport (...), 2. Virtuelle Assistenten (…), 3. Content-Generierung (…), 4. Sprachübersetzung (…), 5. Bildung und Lernen (…).

Robert Gryczke