2. Ausgabe 2023 | Nr. 89

Auf ein Wort, Frau Prof. Dr. Schwartz

Moderne Kommunikationsmittel gehören heute für die meisten Menschen zum Alltag. Der SERVER befragt an dieser Stelle Prominente und/oder von berufswegen kommunikative Menschen, wie, wann und wofür sie diese benutzen. Heute: Frau Prof. Dr. Manuela Schwartz, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal

Prof. Dr, Manuela Schwartz

Woher beziehen Sie Ihre Nachrichten?
Ich lese zwei Tageszeitungen, die Magdeburger Volksstimme und die Süddeutsche Zeitung. Ich bin im Frühjahr für die SZ auf eine digitale Variante umgestiegen, um Papier zu sparen. Aber es hat auch viele Vorteile. Ich kann meine Nachrichten jetzt überall abrufen. Früher hatte ich geglaubt, dass ich das Haptische einer gedruckten Zeitung bräuchte. Es ist nicht mehr notwendig. Ich brauche die Nachrichten, und die sind nicht abhängig vom Medium. Mittlerweile habe ich fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich auf Reisen gelegentlich eine Papierzeitung kaufe. Ab und an folge ich den Nachrichtenmeldungen auf meinem Smartphone und lese auf einer Internetseite Infos nach, beispielsweise bei den großen Fernsehsendern.

Wie startet Ihr Tag?
Ich beantworte dringende Mails und lese kurze Nachrichten noch bevor ich aufstehe. Ich frühstücke und lese dabei parallel Zeitung, erledige das eine oder andere versuche dann, die Wohnung nicht allzu chaotisch zu hinterlassen, bevor ich mit dem Rad hierher zur Hochschule fahre.

Welche Bedeutung haben Technik und Technologie in Ihrem Leben?
Mittlerweile eine ziemlich große. Ich habe aktuell zwei Smartphones. Damit kann ich morgens schon erste Handgriffe in Sachen Hochschule erledigen. Aktuell beginne ich über das Smartphone Arabisch zu lernen, eine Lern-App und Angebot unseres Weiterbildungszentrums. Die ersten Lektionen sind absolviert und ich bin total begeistert, weil ich erste Lernstufen nebenbei machen kann. Ich habe ansonsten einen mobilen Computer, und den klappe ich natürlich immer auf, wenn es um größere Dokumente, auch längere Mails geht. Beamer habe ich bei Vorträgen regelmäßig in Benutzung.

Kann eine Rektorin heute ohne digitale Hilfsmittel arbeiten?
Nein, das würde nicht mehr funktionieren. Verschiedene Abstimmungen mit Kollegen und Kolleginnen gehen am schnellsten über WhatsApp oder Signal, z. B. auch für Dienstreisen wie im Mai nach Jordanien. Es wäre mittlerweile zu umständlich, das alles nur telefonisch zu erledigen. Per digitalem Kalender habe ich immer alle Termine griffbereit und auch die passenden Dokumente dazu.  

Ist Technik für Sie Mittel zum Zweck oder gehört sie zum Leben dazu?
Eindeutig beides. Ich erfülle damit die Aufgaben, die ich zu erledigen habe. Ich informiere mich, ich bin präsent, und dadurch ist die Technik Teil meines Lebens. Es gibt heute kaum noch einen Bereich des Lebens, der ohne moderne Technologie auskommt.

Welche Rolle spielen soziale Medien für Sie?
Keine vordergründige. Ich habe einen Facebook-Account, aber den nutze ich selten.  Ich bin jetzt auf LinkedIn ein bisschen aktiv, Twitter nutze ich nicht. Ich will meine Zeit nutzen, die Hochschule weiter voranzubringen. Das Bespielen von Social-Media-Kanälen ist zeitaufwendig und gehört wirklich nicht zu meinen Kernaufgaben. Aber LinkedIn ist wirklich sehr nützlich, weil sich die Nutzung ausweitet und längst nicht mehr nur business-orientiert ist, sondern auch Wissenschaftler:innen mit ihren Transfer- und Anwendungsfeldern in der Wirtschaft dort auftauchen. Von diesem Mix aus Wissenschaft, Akademie und Wirtschaft, Industrie, und zwar regional, national, international, bin ich wirklich überzeugt.

Wie innovativ ist die Hochschule Magdeburg-Stendal schon?
Das ist eine wunderbare Frage, auf die ich sehr gerne antworte. Im Mai ist das neue Hochschulranking herausgekommen, in dem die Erkenntnisse zu den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsingenieurwesen und sozialer Arbeit veröffentlicht wurden. Unsere Studenten und Studentinnen haben uns hervorragend bewertet, und das macht mich im Namen aller Kolleginnen und Kollegen schon sehr stolz.  Gelobt haben die Studierenden insbesondere die technische Ausstattung, auch die Digitalisierungsschritte, den Umgang damit, die Betreuung durch die Lehrenden. Wir haben ein sehr gutes IT-Zentrum und sind dementsprechend gut aufgestellt. Dass das immer noch besser werden kann, ist klar. Aber wir sind da auf einem sehr guten Weg.

Welche Vision haben Sie für die Hochschule Magdeburg-Stendal in 15 Jahren?
Wir haben ein sichtbares Digitalisierungszentrum, das die Studierenden vor Ort in Präsenz nutzen. Wir werden bessere Rechner haben als die Studierenden zu Hause, mit denen man sich nicht nur regional und national, sondern auch international vernetzen kann und Angebote zur Recherche, zur Kommunikation nutzen kann, die zu Hause nicht zur Verfügung stünden. Das soll aber eben nicht dazu führen, dass wir zur Fernuniversität werden, sondern lediglich vor Ort Möglichkeiten der Digitalisierung anbieten können, von denen wir jetzt vielleicht noch gar nicht viel wissen. Wir gehen auf die Studierenden zu, hinterfragen den Campus gemeinsam kritisch, lernen in neuen, digitalen Formaten und kommen trotzdem und unbedingt in Präsenz zusammen. Die wachsenden Herausforderungen in Sachen künstlicher Intelligenz werden uns zwingen, neue Lernformate zu entwickeln und weniger schriftliche Hausarbeiten zu verlangen und daher auch wieder stärker auf die mündliche Abfrage und die Umsetzung, die Anwendung des Wissens zu verlegen. Auch in 15 Jahren wird der Campus nicht aufgelöst sein, sondern ein Ort für kritische Auseinandersetzung und Diskurs.

Sind Sie nach der Arbeit online oder offline unterwegs?
Eindeutig offline. Ich fahre viel Rad, bewirtschafte im Frühjahr und im Sommer meinen Garten und ein paar kleine Flächen hier auf dem Campus, die ich habe anlegen lassen, auch wenn ich viel zu selten dazu komme. Mit meinem Mann bin ich im Sommer oft in Finnland, wo Natur, Bewirtschaftung von Flächen etc. auch eine Rolle spielen. Ich höre selten digital Musik, gehe viel lieber ins Live-Konzert oder in die Oper, ins Musical. Auch persönliche Notizen schreibe ich mit der Hand.

Wenn Sie unterwegs sind, lassen sich da Dienst und Privatleben strikt trennen?
Ich bin den ganzen Tag über dienstlich und privat unterwegs. Ich antworte auch mal der Familie, wenn ich arbeite, weil ich weiß, dass es dringend und wichtig sein muss, wenn sich mein Mann oder die Kinder tagsüber melden. Abends ab einer gewissen Zeit bin ich dann nur noch privat und kann auch mal ein Buch lesen. Ich bin nicht nur die Rektorin und nicht nur der Familienmensch, vieles vermischt sich über den Tag. Inzwischen kann ich das aber ganz gut kombinieren.

Kaufen Sie im Netz ein oder in der Innenstadt?
Ich kaufe am liebsten in der Magdeburger Innenstadt. Wenn es um Kleider geht, muss ich die einfach anprobieren, das ist für mich auch ein Stück weit Entspannung in der Freizeit. Ich bin wenig zu Hause unter der Woche und kann das Rektorat nicht mit meinen Paketen belasten. Bücher bestelle ich bei einer Buchhandlung, weil ich finde, dass Buchhandlungen wichtig sind und nicht aussterben sollten. Nur Bücher, die sonst nicht mehr zu haben sind, bestelle ich online bei Antiquariaten.

Welche Veränderungen wird die Ansiedlung von Intel und der damit verbundenen Unternehmen und Zulieferer in der Region bringen?
Ich glaube, dass diese Ansiedlung, besonders was die MINT-Fächer angeht, für eine wirtschaftliche Belebung der Region sorgen werden. Es wird auf jeder Ebene des Arbeitslebens Zuzüge geben. Wir merken den Impuls schon jetzt, ergänzen bereits seit Sommer 2023 einzelne Module, beispielsweise um Halbleiter-Technologie-Wissen, das bisher nicht im Vordergrund stand.  Die Hochschule wird ihren Weg finden, sich in die Entwicklung der Region, die durch Intel dynamisiert wird, einzubringen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Ariane Amann