3. Ausgabe 2023 | Nr. 90

Auf ein Wort, Herr Karnop

Moderne Kommunikationsmittel gehören heute für die meisten Menschen zum Alltag. Der SERVER befragt an dieser Stelle Prominente und/oder von berufswegen kommunikative Menschen, wie, wann und wofür sie diese benutzen. Die Rotarier sind ehrenamtliche Clubs, die sich für humanitäre Dienste, für Frieden und Völkerverständigung sowie Dienstbereitschaft im täglichen Leben einsetzen. Ein Governor ist jeweils der Vorstand für ein Jahr. Heute: Stefan Karnop, Governor Rotary International Distrikt 1800

Stefan Karnop, Governor
Stefan Karnop, Governor

Wie beziehen Sie Ihre Nachrichten?
Ich bin der klassische Frühstücks-Zeitungsmensch. Meine Frau und ich teilen uns die Zeitung auf Papier und tauschen uns dann aus. Das ist auch unabhängig davon, ob ich im Dienst oder im Urlaub bin. Selbst wenn ich als Governor des Rotary Distrikts unterwegs bin, habe ich die Zeitung dabei, dann allerdings digital.

Wie startet Ihr Tag?
Nach dem Frühstück mit der Zeitung setze ich mich aufs Fahrrad und fahre dann 15 Kilometer zur Arbeit, wo ich erst mal den Rechner anstelle und die E-Mails durchschaue. Danach arbeite ich dann ab, was sich an Arbeit angefunden hat.

Welche Bedeutung haben Technik und Technologie in Ihrem Leben?
Ohne Handy komme ich gar nicht aus. Mein neues Auto erkennt sogar Geschwindigkeitsbegrenzungen und erinnert mich daran, nicht zu schnell zu fahren. Parkapps nutze ich auch, wobei mich gelegentlich ärgert, dass man fast in jeder Stadt eine andere braucht. Ich nutze also schon einiges, aber ich mache mir auch Sorgen darum, was passiert, wenn die ganze Elektronik einmal nicht funktioniert. Deutschland und auch Sachsen-Anhalt muss da in Sachen Technologie und Infrastruktur – besonders bei Stromversorgung, Wassernetz, Eisenbahn – noch sicherer werden. Aber ich will die Entwicklung auch nicht aufhalten, das ist der Lauf der Welt.

Welche Hilfsmittel nutzen Sie in Sachen Technologie?
Mein Handy habe ich ja schon erwähnt, dazu habe ich meinen Laptop, den brauche ich auch immer. Darüber bin ich komplett vernetzt. Diese Technologie ermöglicht es mir auch, von zu Hause oder unterwegs zu arbeiten. Ich bin auch froh, dass wir manche Zusammenkünfte jetzt einfach per Videokonferenz erledigen, das spart für viele Beteiligte Zeit, die nicht die ganze Zeit dabeibleiben müssen, und Reisewege. Beim Rotary Distrikt ist das ähnlich. Wenn wir nur Konkretes absprechen wollen, dann treffen wir uns zu einem festen Termin per Videokonferenz, auch deutschlandweit. Aber ehrlich gesagt sind manche Dinge, gerade wenn es um Neues oder Konzepte geht, einfacher, wenn man sich persönlich trifft. Und das machen wir auch gern. Ich kann mich in einem direkten Gespräch von Angesicht zu Angesicht viel besser auf mein Gegenüber einstellen, das funktioniert per Video nur begrenzt.

Ist Technologie Mittel zum Zweck oder Teil des Lebens für Sie?
Ohne Technologie ginge es, glaube ich, gar nicht. Zumindest haben wir in der Corona-Zeit gelernt und geübt, wie viele Treffen man auch per Videokonferenz abhalten kann. Die Rotary Clubs handhaben das unterschiedlich. Manche leiden noch sehr darunter, dass die Präsenz noch nicht wieder so ist, wie vor Corona. Und bei anderen kommen 20 Leute in Präsenz und drei schalten sich noch per Video dazu. Leider merkt man auch, dass unsere Rotary-Mitglieder vielfach älter sind und wir nicht so viele junge Leute haben, wie das wünschenswert wäre. Aber wir haben ein tolles Verwaltungssystem, über das wir Protokolle schreiben und versenden können, ganz datenschutzkonform, genauso wie wichtige Mitteilungen. Eine Terminverwaltung mit Rückmeldesystem gehört auch dazu, das erleichtert uns die Arbeit schon enorm.

Welche Rolle spielen soziale Medien für den Rotary Club?
Wie alle anderen Distrikte haben auch wir unsere Facebook-Seite. Wir haben eine Beauftragte in meinem Distrikt für die sozialen Medien, damit das professionell und ordentlich gemacht wird. Wir sind ebenfalls auf Instagram unterwegs, und ich glaube, wir prüfen momentan grad noch LinkedIn. Allerdings haben wir uns ganz klar gegen Tiktok entschieden, denn da treffen wir einfach nicht unsere Zielgruppe. Ich habe auch ein Team für Öffentlichkeitsarbeit im Distrikt, das jetzt gleichermaßen anderen Rotary-Öffentlichkeitsarbeitern Tipps gibt und ein Schulungsprogramm entwickelt hat

Welche Vision haben Sie für den Rotary Club in 15 Jahren?
Meine Vision ist, dass wir vielfältiger, vor allem aber weiblicher und jünger sind. Wir müssen attraktiver werden für all diese Personenkreise, damit sie sich gern bei uns engagieren, auch in den verschiedensten Projekten. Ich glaube, das ist heute eher der Trend, dass jüngere Menschen sich mehr in die Projektarbeit einbinden wollen. Wir wollen dahin kommen, dass wir nicht nur Gutes tun, wie einen Spielplatz bauen oder einen Garten anlegen, sondern dann eben auch ein Schild anbringen, auf dem steht, dass der Rotary Club das gemacht hat. Wir müssen darüber hinaus in der gesamten Gesellschaft sichtbarer werden. Wir werden nicht aufhören, gegen die Polio-Krankheit zu kämpfen und wir wollen auch weiter über unseren Jugenddienst Kontakte zu anderen Ländern  pflegen.  

Wenn Sie unterwegs sind, lassen sich da Dienst und Privatleben strikt trennen?
Also irgendwie wächst das schon zusammen, weil ich zum einen auch dienstlich nie wirklich Feierabend mache und gerade in den Abendstunden auch der Rotary Club seine Zeit fordert. Ich muss im Grunde genommen alles parallel mitdenken, und in meiner Position muss ich sagen, da habe ich eigentlich nie wirklich Dienstschluss.

Welche Veränderungen wird die Ansiedlung von Intel und der damit verbundenen Unternehmen und Zulieferer Ihrer Meinung nach in der Region bringen?
Ich denke, das wird die Region verändern, weil wir sehr viel internationaler werden, was mich als Rotarier sehr freut. Mehr internationale Vernetzung, internationale Zusammenarbeit wird das mit sich bringen. Ich sehe große Chancen für die ganze Region, und man sieht ja auch schon, dass sich die ersten Technologie-Unternehmen im Umfeld neu ansiedeln. Ich bin total begeistert.

Was hat Sie bewegt, nun ein Jahr als Governer den Rotariern im Jerichower Land vorzustehen?
Ich bin begeistert von den örtlichen und internationalen Möglichkeiten von Rotary, Hoffnung in der Welt zu geben. Das hat gerade in den Zeiten von Klimawandel, Inflation, Migrationskrise, und natürlich auch angesichts der Bedrohung des Weltfriedens (Ukraine, Naher Osten, China/Taiwan) seine besondere Bedeutung. Insofern freut mich besonders das Motto von Rotary für dieses Jahr: „Create hope in the world“ (Gib in der Welt Hoffnung).

Vielen Dank für das Gespräch.

Ariane Amann