66. Ausgabe, 3. Quartal 2017

Auf ein Wort, Jeff Lammel

Moderne Kommunikationsmittel gehören heute für die meisten Menschen zum Alltag. Der Server befragt an dieser Stelle Prominente und/oder von berufswegen kommunikative Menschen, welche sie davon wofür benutzen. Heute: Jeff Lammel, der in sechs Städten Sachsen-Anhalts als Nachtwächter Führungen anbietet. Der 29-Jährige ist gelernter Einzelhandelskaufmann und Schauspieler. Seit elf Jahren begeistert er in Magdeburg, Schönebeck, Gommern, Welsleben, Parchen und Burg historisch Interessierte bei spannenden Führungen.

Nachtwächter Jeff Lammel
Nachtwächter Jeff Lammel

Seit wann haben Nachtwächter Telefone?
So ein Ding hatte mein Berufsstand schon vor Jahrhunderten. Allerdings nannte man es nicht Telefon, sondern Brieftaube.

Aber heute geht’s mit Brieftaube auch nicht mehr?
Gehen schon, nur dauert es mit der Antwort immer so furchtbar lange. Deshalb bin ich so vor rund 13 Jahren auf den Mobilfunk umgestiegen. Mein erstes Handy war übrigens ein Nokia. Als 16-Jähriger bekam ich es und habe als erstes meine Mutti angerufen. Es war schon faszinierend, wie perfekt das funktionierte. Brieftauben gingen früher ja gelegentlich auch mal verloren und kamen auch gerne mal etwas später an u. a. aufgrund des Wetters.

Von wem bekommen Sie heutzutage die meisten Anrufe?
Also mit Abstand von meiner Freundin. Zwei-, dreimal am Tag haben wir uns schon noch was zu sagen auch wenn wir zusammen wohnen. Und dann rufen oft auch Leute an, die einfach nicht glauben wollen, dass es heutzutage noch Nachtwächter gibt.

Wer will auch Nachtwächter sein?
Na ich! Aber ich weiß natürlich, was Sie meinen. Umgangssprachlich hält man den Nachtwächter ja für jemanden, der von gestern ist; oder zumindest schwer von Begriff. Stimmt aber nicht – ich verstehe meinen Job als jemand, der als Nachtwächter viel rumkommt und sieht. Der weiß in seiner Stadt bestens Bescheid und kann deshalb Vergleiche zu früher ziehen.

Nutzen Sie dafür moderne Kommunikationsmittel?
Um Himmelswillen nein. Es soll ja authentisch sein.

Aber privat haben Sie doch ja ein Handy. Welche App nutzen Sie am häufigsten?
AccuWeather – ich muss ja wissen, was ich nachts anziehen muss. Nach Einbruch der Dunkelheit ist eben kein Geschäft mehr offen, in dem ich mal schnell einen Schirm kaufen kann ... Es ist mir z.B. auch wichtig, genug Kerzen für meine Laterne einzustecken. Man stelle sich vor, ich stehe im Regen mit meinen Gästen alleine im Dunkeln. Ich habe ja nur meinen Hut dabei.

Dann könnten Sie ja das Display Ihres Handys aufleuchten lassen ...
Könnte ich. Und ich wüsste sogar, wie das funktioniert. Aber die ganze schöne Illusion wäre doch dahin.

Haben Sie eigentlich einen Computer oder erledigen Sie noch alles mit Papier und Stift?
Privat habe ich natürlich einen PC. Damit schaue ich mir Filme an, checke meine E-Mail und verwalte meine Bildersammlung.

Fotoapparat oder Handyfotos?
Mein Handy ist mal kaputt gegangen – seitdem bin ich kein Fan mehr von Handyfotos, weil die dann verloren sind. Ich fotografiere meist mit einer Lumex-Kamera. Und die Daten sichere ich umgehend auf einer externen Festplatte. Nachts sind eben alle Katzen grau.

Ihr letztes Fotomotiv mit Handy oder Fotoapparat?
Eine Probenszene unserer Aufführung „Taxi, Taxi – Doppelt Leben hält besser“ im Schloßpark Barby (bei Schönebeck).

Wie hören Sie Musik: Schallplatte, CD, MP3 oder schon aus der Cloud?
Klassisch auf CD und Schallplatte. Knapp 100 davon habe ich noch, vor allem Musical-CDs.

Shoppen Sie lieber im Internet oder in der Innenstadt?
Klamotten eher in Städten – schon wegen des Anpobierens. Spezielle und sehr individuelle Dinge meist übers Internet.

Welches Videospiel haben Sie zuletzt gespielt?
Ein virtuelles Sportspiel auf der Wii-Konsole.

Twittern und/oder posten Sie?
Da mich in nächtlichen Gassen kaum noch jemand hören würde (die Leute gehen einfach immer früher zu Bett), habe ich mir einen Facebook-Account zugelegt. Wenn ich da als jefflammel etwas poste, lesen immerhin um die 400 Follower mit. Das sind mehr als mir nachts um 23 Uhr in der Magdeburger Innenstadt oder anderen Ortschaften begegnen.

Autor: juj