4. Ausgabe 2022 | Nr. 87

Auf ein Wort, Julien Chavaz

Moderne Kommunikationsmittel gehören heute für die meisten Menschen zum Alltag. Der SERVER befragt an dieser Stelle Prominente und/oder von berufswegen kommunikative Menschen, wie, wann und wofür sie diese benutzen. Heute: Julien Chavaz. Der gebürtige Schweizer ist seit der Spielzeit 2022/23 Generalintendant des Theaters Magdeburg.

Julien Chavas
Julien Chavaz

Was klingelt morgens zuerst: Handy oder Wecker?

Weder noch. Mit den Jahren hat sich bei mir eine biologische Uhr entwickelt und ich bin immer vor dem Klingeln wach. Einen Wecker brauche ich nur, wenn ich sehr früh aufstehen muss, um zum Beispiel einen Flug zu erreichen.

Raschelt bei Ihnen noch die Zeitung oder lesen

Sie online, um sich zu informieren? Es muss rascheln! Ich liebe das Haptische, die Seiten zu greifen, und genieße das Lesen. Und ich fühle mich nackt, wenn ich beim Reisen keine Zeitung bei mir habe. Gern lese ich Presse verschiedener Länder, darunter die NZZ, die Neue Zürcher Zeitung, oder auch die Gazzetta dello Sport. Zeitung zu lesen ist für mich eine der wichtigsten Ablenkungen und sorgt gleichzeitig für eine gewisse Klarheit im Tag.

Wie wichtig ist Technik in Ihrem Leben?

Sie ist eine Pflicht. Für die Arbeit notwendig, aber privat kann ich sehr gut drauf verzichten.

Sie verzichten bei Inszenierungen jedoch nicht darauf, wie Videotechnik in der Oper?

Richtig. Das mache ich aber nicht selbst, sondern hole mir für die Umsetzung Spezialisten an die Seite. So habe ich für Ariadne auf Naxos einen Regisseur eingeladen, der wunderbar mit Videos Geschichten erzählen kann. Premiere ist im nächsten März. Das wird eine große Videoinszenierung.

Wie wichtig ist Digitalisierung im Theater?

Sehr wichtig. Aber das Theater als solches wird sie nicht ersetzen. Digitalisierung ist eine neue Methode für die Arbeit, zum Kommunizieren. Das Publikum erwartet digitale Inhalte. Doch die Digitalisierung wird die Erfahrung, die Zuschauer zusammen in einem Raum erleben, nicht ersetzen. Theater ist Emotion, und es ist einer der letzten Orte, an denen man sein Handy abschaltet.

Welche drei Webseiten nutzen Sie am häufigsten?

Das lässt sich so nicht sagen. Gern surfe ich durchs Internet, um mich über Inszenierungen an anderen Theatern und Festivals zu informieren. Beruflich nutze ich operabase.com, die größte Datenbank für Sängerinnen und Sänger weltweit, ein Superinstrument für unsere Besetzungsarbeit, für Casting oder um schnell Ersatz zu finden, wenn jemand krank ausfällt.

Shoppen Sie lieber im Net oder ins (Einkaufs)Netz?

Einkaufsnetz. Immer direkt vor Ort. Aber auch das nur, wenn es sein muss.

Was liegt Ihnen näher  Bargeld oder Bitcoin?

Bargeld. Mit Bitcoin kann ich nichts anfangen.

Welche Rollen spielen Damen wie Siri oder Alexa in Ihrem Leben?

Wer? Ach so  Null! Bei Freunden hatte ich einmal eine Begegnung damit. Es war störend, diese unsichtbare Person im Raum zu wissen.

Worin finden Sie den Ausgleich zur Arbeit  online oder offline?

Immer offline. Netflix und Co. interessieren mich nicht, auch kein Fernsehen. Ich lese lieber oder treffe Freunde.

Was steht privat im Vordergrund: Theater oder Freunde treffen?

Ich liebe das Theater, auch in der Freizeit. 95 Prozent der Inszenierungen sehe ich mir privat an. Wenn Freunde oder Familie dabei sind, macht es das noch besser.

Welches Fahrzeug bevorzugen Sie für die täglichen Wege: Fahrrad oder Auto?

Auf jeden Fall das Fahrrad! Eine Woche nach meiner Ernennung habe ich mir eins gekauft. Das war die bisher beste Investition in Magdeburg. Mit dem Rad lässt sich in der Stadt alles mühelos erreichen, ohne Stau, ohne Parkplatzsuche.

Und zum privaten Ausgleich: Fahrrad fahren oder wandern?

Wandern! So sehr ich das Fahrrad mag, es ist für Dienstwege. Wandern ist, wenn ich Ruhe brauche. Ich komme aus der Schweiz und die Voralpen sind ein Superterrain für Wanderungen. Man ist schnell von der Urbanität weg und das ist für die Seele wunderbar.

BiA