
79. Ausgabe, 4. Quartal 2020
Falsche Fuffziger – Der Betrug im E-Commerce
So erkennen Sie Fake-Shops im Internet
Eine brandneue Spiegelreflexkamera mit 300-Euro-Sofortrabatt? Oder das neue iPhone für einen Bruchteil des üblichen Verkaufspreises? In den Weiten des Netzes tummeln sich unzählige solcher Angebote. Nimmt man eines davon an, ist man unter Umständen sein Geld los oder bekommt Billigschrott geliefert.
Basics: Was sind Fake-Shops?
Fake-Shops, also „falsche Geschäfte“, bezeichnet eine Betrugsmasche, bei der sich vermeintliche Online-Einkaufsmöglichkeiten im Nachhinein als Betrug herausstellen. Waren kommen nicht beim Käufer an oder es regnet billige Imitate. E-Commerce, also der Online-Handel, boomt und wird in diversen Bereichen monopolisiert. Und da Otto Normalverbraucher bisweilen sowieso immer hilfloser auf diesem Meer des Konsumüberflusses herumtreibt, greift er willentlich zu jedem glitzernden Seil – auch wenn dieses Seil auf einem Piratenschiff endet. In einer Reportage von „Strg F“, einem Format des öffentlich-rechtlichen Content-Netzwerks „funk“, erstellt ein E-Commerce-Berater binnen 15 Minuten einen technisch funktionierenden Fake-Webshop. Abzocke ist also leider kein Hexenwerk.
Es folgen fünf Tipps, um Fake-Shops nicht auf den Leim zu gehen.
1. Zu gut um wahr zu sein: Geiz ist nicht so geil
Ein iPhone für einen schmalen Taler und originalverpackt? Neue Spielekonsolen bestellen, die eigentlich vergriffen sind? Merke: Wenn der Preis oder das Angebot zu gut sind, um wahr zu sein, sind sie es eben oft auch nicht!
Die Website Kurier.de berichtete im November 2020 über eine Bayreutherin, die in einem Fake-Shop fast das Geld für ein Exemplar der neu erschienenen und überall vergriffenen Spielekonsole „Playstation 5“ ausgegeben hätte. Erst der Check der Kontaktdaten führte zu einem Aha-Erlebnis, als sich unter der Telefonnummer der Betreiber eines Restaurants meldete.
2. Unknown User: Impressum und Kontaktmöglichkeiten überprüfen
Bitte nicht missverstehen: Ein Schnäppchen oder ein gutes Angebot müssen nicht gleich Teil einer Betrugsmasche sein. Blinde Hühner und Körner, man kennt es ja. Aber schauen Sie doch einfach mal in das Impressum. Viele Fake-Shops machen sich erst gar nicht die Mühe überhaupt eines zu erstellen. Wie viele lesen diesen Paragrafen-Wust schon? Ab jetzt hoffentlich ein paar Leute mehr.
Sie finden überraschenderweise doch ein Impressum? Glückwunsch. Vielleicht ist das Angebot für das nagelneue 150-Euro-iPhone doch kein Fake? Am besten, Sie rufen noch schnell unter der Telefonnummer an und versichern sich.
Rrring. Bitte? Eine Wäscherei? Huch! Leider ist „iphone-für-100-euro-sicher-kein-fake.de“ dann leider doch ein Fake-Shop.
3. www.fake-shop.de: Seltsame Domains
Zugegeben, wenn im TV Websites wie „www.bett1.de“ beworben werden, fällt es schwer, seriöse Webadressen von unseriösen zu unterscheiden. Checkt man allerdings Fake-Shop-Listen, dann tauchen Domains wie „backen-torte.de“ oder „bader-deinhoff.de“ auf.
Aufhorchen sollte man auch, wenn die Adresse so gar nichts mit der im Shop angebotenen Ware zu tun hat. Wie im Falle von „bkk-bavaria.de“ (mittlerweile offline), ein Fake-Shop, der nichts mit der Krankenkasse „Bavaria BKK“ zu tun hatte.
4. Nur Vorkasse: Auf Zahlungsmöglichkeiten wie PayPal achten
Frage: Wann haben Sie das letzte Mal etwas per Vorkasse bezahlt? So lange her? Dann fangen Sie auch nicht mehr damit an! In Zeiten von PayPal, Klarna, Paydirekt oder Giropay hat eigentlich kein Onlineshop mehr eine Ausrede dafür, Bezahlung per Vorkasse zu verlangen. Wer es dennoch tut, ist natürlich nicht zwangsläufig ein Fake-Shop. Aber er bewegt sich in deren Territorium. Denn Fake-Shops wollen an Geld kommen und dafür so wenig Aufwand wie möglich haben. Bei einer Bezahlung per Vorkasse sollten also Ihre Alarmglocken bimmeln. Befindet sich das angegebene Zielkonto außerdem im Ausland, ist ein Anruf beim Kundenservice Pflicht! Wir vermuten ja, dass sich ein Restaurantbesitzer meldet. Kleiner Spaß. Finger weg!
5. Sehr-Guter-Shop-Prüfsiegel: Nicht jedes Gütesiegel ist ein gutes Siegel
Das Problem mit Prüf- und Gütesiegeln ist folgendes: Jeder kann sich bei Bedarf eines mit Photoshop basteln. Wenn also irgendwo in der Ecke „100 Prozent Produktgarantie“ steht oder „Auf Qualität geprüft“, dann bedeutet das nicht zwangsläufig auch, dass da mal jemand Neutrales einen Blick auf die Seite geworfen hat.
Selbst, wenn Sie bekannte Siegel, z. B. „Trusted Shops“ oder „TÜV Süd“, auf der Seite finden, dürfen Sie skeptisch bleiben. Fake-Shops haben in diesem Fall einfach nur die entsprechende Grafik auf der Website platziert. Echte Gütesiegel funktionieren anders. Klicken Sie ruhig auf das entsprechende Siegel. Bei Trusted Shops beispielsweise führt Sie ein Klick auf das Siegel direkt auf die Händler-Seite bei Trusted Shops, inklusive Ansprechpartner, Anschrift und Handelsregisternummer. Ein Tipp: Überblick über die wichtigen Prüfsiegel finden Sie auf www.internet-guetesiegel.de
Das Kind im Brunnen: Anzeige erstatten
Wir haben nun also im Kopf, dass unsere Alarmglocken schrillen, wenn die Webadresse dubios klingt, das Warenangebot zu traumhaft ist, Impressum und Kontaktdaten Nonsens sind und Vorkasse die einzige Bezahlmöglichkeit ist. Sollten Sie trotzdem auf einen Fake-Shop hereinfallen, bringen Sie den Betrug bei der Polizei zur Anzeige. Heben Sie vom möglichen Mailverkehr bis zur Bestellbestätigung alles sorgsam auf und machen Sie ggf. einen Screenshot vom Fake-Shop und am besten direkt von der Warenseite. Laut einer Polizeistatistik von 2018 werden über 90 Prozent derartiger Betrugsfälle aufgeklärt. Also Kopf hoch und Augen auf!
Viel Spaß beim Shoppen.
Robert Gryczke
Quellen: Welt.de, „Das raffinierte Geschäft [...]“ vom 20.03.2013; Preis-King.com, „Fake-Shop-Liste 2020“, abgerufen am 15.11.2020; YouTube.de, „Undercover in China [...]“ vom 20.08.2019; www.bett1.de, abgerufen am 15.11.2020; Kurier.de, „Fake-Shops locken mit Playstation 5 [...]“ vom 12.11.2020; Heise.de, „Polizei warnt […]“ vom 30.09.2020; Internet-Guetesiegel.de, abgerufen am 15.11.2020; Trusted-Shops.de, Profil von electronic-star, abgerufen am 15.11.2020); Statistik „Polizeiliche Kriminalstatistik in Hessen“, 2018