
1. Ausgabe 2023 | Nr. 88
Angekommen
Seit etwas mehr als einem Jahr ist Martin Steffen Geschäftsführer der KID. Für den Server hat Ariane Amann nachgefragt, welche Aufgaben er für die kommende Zeit sieht und wie er sich eingelebt hat.

Wie ist es Ihnen in diesem ersten Jahr als Geschäftsführer ergangen? Können Sie schon sagen „Ja, das ist mein Haus“?
Ja, ich fühle mich in der KID zu hause. Die Arbeit hier ist mir eine große Freude. Ich kann helfen, Dinge besser zu machen, das ist Motivation für mich. Wir entwickeln digitale Prozesse weiter, verbessern diese oder bringen sie neu ein. Mein Anspruch ist, Freude an der Arbeit zu haben, und mein Wunsch ist es auch, dass alle Kolleginnen und Kollegen hier im Hause Freude an ihrem beruflichen Wirken haben. Natürlich habe ich auch Punkte gesehen, bei denen wir uns in der Firma verändern mussten oder noch müssen. Das ist aber normal, wenn sich ein Unternehmen weiterentwickelt. Obwohl die Möglichkeit besteht, an unterschiedlichen Orten mobil zu arbeiten, bin ich am liebsten am Unternehmensstandort präsent. So ist der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen einfach besser. Für mich bedeutet das eine Effizienzsteigerung bei der Arbeit, und ich kann auch die Stimmungslage in der Firma besser einschätzen. Trotzdem haben wir betrachtet, welche Möglichkeiten man den Kolleginnen und Kollegen einräumen kann, ihren Arbeitsort flexibel zu wählen. Das gehört zu den Eigenschaften eines modernen Arbeitgebers, um attraktiv für vorhandene und neue Mitarbeiter zu sein.
Das Finden neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das Halten der vorhandenen wird weiterhin eine wichtige Aufgabe bleiben. Wie steht die KID bei diesem Thema da?
Es wird nicht einfacher, aber wir haben im Jahr 2022 doch einige neue Kolleginnen und Kollegen für uns gewinnen können. Das lag vermutlich an etwas Glück, aber auch an unserer Einstellung: In den Vorstellungsgesprächen habe ich von der Freude am Arbeiten und dem Sinn, den unsere Arbeit ergibt, gesprochen. Wir können festhalten, dass wir beim Finden neuer Fachkräfte erfolgreich waren.
Haben Sie denn im ersten Jahr wie geplant mit jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedem einzelnen Mitarbeiter ein Gespräch führen können?
Es ging nicht so schnell wie gedacht, aber ich kenne inzwischen alle Kolleginnen und Kollegen und weiß, in welchen Teams sie arbeiten. Die Intensität der bisherigen Gespräche war aber unterschiedlich. Diese Runden durch die Abteilungen machen mir Spaß, benötigen aber auch Zeit. Und wenn einen dann das operative Geschäft einholt, dann wird die Zeit plötzlich ganz knapp.
Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat das Haus aktuell?
Bei der KID arbeiten aktuell etwa 125 Menschen, sie alle sind Profis in ihrem Spezialgebiet. Möglicherweise müssen wir aber schon bald weitere personelle Ressourcen finden: Das Land Sachsen-Anhalt könnte uns beauftragen, neuartige Aufgaben zu übernehmen, die positiv in Richtung der Kommunen im Land wirken. Daran wäre uns sehr gelegen, da wir die kommunale Ebene sehr gut kennen und wissen, was dort in welcher Form gebraucht wird. Für zusätzliche Aufgaben benötigen wir dann auch zusätzliche IT-Spezialisten.
Funktioniert das hier am Standort noch?
Sie meinen die Platzverhältnisse? Nun, wir werden zusätzliche Räumlichkeiten benötigen, aber wir bleiben am gewohnten Standort in der Magdeburger Innenstadt. Ich wünsche mir, dass wir einen zusammenhängenden und ausreichend großen Bereich für alle unsere Mitarbeitenden haben. Dieser soll möglichst offen sein, wenige bauliche Barrieren haben und den Austausch der Kollegen ermöglichen. Wir brauchen Projektflächen, mehr Besprechungsräume, aber auch einen Sozialbereich. Eine Art kommunikative Kaffee-Ecke, wo sich Kollegen auch mal treffen können, um sich auszutauschen, ohne im Büro sitzen zu müssen. Ich glaube, das fördert eine effiziente Zusammenarbeit. Die Planungen für zusätzliche Räume und die Bauausführung werden aber noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Wie digital ist Sachsen-Anhalt? Wie weit ist das Land, wie weit sind die Kommunen in Sachen Digitalisierung? Was fehlt noch?
Wir waren nie so weit wie heute und sind inzwischen auch auf einem guten Weg. Da spielt die neue Konstellation zwischen Land und KITU hinein. Seitens des Landes sollen die Kommunen dahingehend begleitet werden, dass sie bei der Durchführung von Verwaltungsaufgaben durch digitale Komponenten unterstützt werden sollen, die zukünftig zum Teil zentral durch das Land bereitgestellt werden. Da wird die KITU zum Bindeglied zwischen beiden Seiten. Ein konkretes Beispiel: Das Land beauftragt die KITU mit dem Betrieb eines zentralen Formularservers, der alle denkbaren Formulare im Sinne des Onlinezugangsgesetzes bereithält. Die Gemeinden, Städte und Landkreise erhalten ein Nutzungsrecht, um diese Formulare bei sich einzubinden und den Bürgern und Unternehmen als Onlinezugangskomponenten zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus gibt es immer neue Möglichkeiten, die Verwaltung zu digitalisieren. Ziel dabei sollte sein, Prozesse besser zu machen, also schneller, weniger fehleranfällig, barriereärmer und weniger personalintensiv.
Was ist Ihnen im Haus aufgefallen? Was haben Sie angestoßen, was Sie jetzt anders machen als vor einem Jahr?
Wir haben den Turnus und die Dauer mancher Besprechungen verändert. Wir treffen uns öfter mit kürzerer Dauer statt seltener in langen Besprechungen, weil ein kurzfristiger Austausch wichtig ist, um die kleinen Veränderungen zu besprechen. Weiterhin versuche ich, die Philosophie ins Unternehmen hineinzutragen, die Kunden-Perspektive einzunehmen und aus Sicht der Kunden zu denken oder Punkte zu hinterfragen. Wichtig ist mir auch die Wertschätzung der Kolleginnen und Kollegen untereinander. Wir alle sind unterschiedlich, aber jeder bringt seine Stärken ein. Es sollte jedem bewusst sein, dass die unterschiedlichen Stärken der einzelnen Teammitglieder zu einer guten Gesamtleistung beitragen. Ich glaube, dass man mit diesem Bewusstsein in jedem Fall frustrationsfrei zusammenarbeiten kann. Ganz wichtig für die Zusammenarbeit ist also auch das Miteinander. So konnten wir nach der Pandemiephase auch wieder Sommerfest und Weihnachtsfeier stattfinden lassen. Der Zuspruch war sehr groß und es waren sogar einige ehemalige Kollegen dabei.
Alles redet über Intel. Was bedeutet diese geplante Ansiedlung für Sie, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Grundsätzlich bereichert die Intel-Ansiedlung den Standort und eventuell bereichert sie den Standort mit IT-Fachkräften. Ich glaube nicht, dass uns dadurch massiv Mitarbeiter verloren gehen werden, denn Intel plant ja eine Produktion – keine Administration von Verwaltungs-Fachanwendungen. Die Intel-Fachkräfte bringen aber vielleicht ihre Partner mit, die auf den Bereich IT-Administration spezialisiert sind, dann haben wir hierbei auch einen Zugewinn. Generell wird unsere Landeshauptstadt dadurch größer, die Fachspezifik wird breiter, kulturell wird es hier noch reichhaltiger werden. Magdeburg hat so schon bewiesen, dass die Stadt als Standort durchaus wettbewerbsfähig ist.
Der KITU-TAG findet in diesem Jahr wieder statt. Warum trifft man sich wieder in Barleben?
Beim KITU-TAG 2021 war ich schon als Besucher dabei, damals aber noch nicht als Mitwirkender. Ich konnte mir vor zwei Jahren ein gutes Bild von der Veranstaltung machen. Der Standort Barleben bietet alles, was wir brauchen. Er ist verkehrsgünstig gelegen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, an der Mittellandhalle gibt es reichlich Parkplätze und die KITU ist in Barleben herzlich willkommen - was will man mehr? Die Location um die Mittellandhalle inklusive Innenhof bietet sehr viel Platz, den werden wir brauchen. Lassen Sie sich überraschen, es wird wieder groß!
Was würden Sie denn den Kommunen, dem Land, all jenen, für die Sie arbeiten, mitgeben für das angebrochene Jahr?
Meine Empfehlung wäre, Verwaltungsprozesse da zu digitalisieren, wo es geringen Aufwand macht oder großen Nutzen stiftet, am besten beides zusammen. Verringert sich der Bearbeitungsaufwand? Verkürzen sich Durchlaufzeiten im Interesse eines Antragstellers? Solche Punkte sind immer wünschenswert. Wichtig sollte auch die freie Zugänglichkeit für Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Vereine sein. Der Anspruch sollte sein, dass möglichst viele Behördengänge digital passieren können, wann man gerade Zeit hat. Die kommunale Verwaltung ist zunehmend in ihren personellen Ressourcen limitiert, da machen Effizienzsteigerungen durch digitalisierte Prozesse Sinn. Wenn dadurch sogar Haushaltsmittel für Verwaltungsprozesse eingespart werden können und mehr Geld für freiwillige Aufgaben bleibt, dann haben wir alle gewonnen. Wenn wir durch zusätzliche Digitalisierung und einen optimalen Betrieb der IT dazu beitragen können, dann machen wir das sehr gern.
dfg