84. Ausgabe, 1. Quartal 2022

Anpacken, wertschätzen, entwickeln

Die KID Magdeburg GmbH hat einen neuen Geschäftsführer. Seit Anfang des Jahres leitet Martin Steffen die Geschicke des Unternehmens, das die Digitalisierung in einer ganzen Reihe von Kommunen des Landes Sachsen-Anhalt begleitet und betreut.
 
 
Martin Steffen, Geschäftsführer KID

Martin Steffen will anpacken, was vor ihm liegt. Das Bild mit den Magdeburger Sehenswürdigkeiten in seinem Büro hat er selbst angebracht, Akkuschrauber und Bits liegen noch neben seinem Schreibtisch, als dieses Interview entstand. Die Wand war ihm zu kahl, auf den Handwerker warten wollte er nicht, nicht einmal als neuer Geschäftsführer der Kommunalen Informationsdienste Magdeburg GmbH und neuer Vorstandsvorsitzender der Kommunalen IT-UNION eG.

Seit Anfang Januar ist Martin Steffen aus Weißenfels nun „der Neue“, der sich erhofft, schnell alle Mitarbeitenden persönlich kennenzulernen. „Mir liegt viel daran zu wissen, wie meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ticken. Sicherlich werden wir nicht immer in allen Bereichen einer Meinung sein, aber mein Ziel ist es, dass wir alle immer wertschätzend miteinander umgehen“, sagt er. In der Sache könne man trefflich streiten, doch auf der persönlichen Ebene müsse immer die Gelassenheit für ein gutes Miteinander bleiben. „Ich habe hier ein Haus voller hervorragender Spezialisten, die seit Jahren ganz genau wissen, was sie tun und die wirklich verlässlich sind. Ich traue mir zu, das Fachliche ebenfalls zu durchdringen und möchte gern solide hinter meinen Leuten stehen können“, fährt er fort. Ihm zugute kommt dabei sicher, dass er in Leipzig Wirtschaftsinformatik studiert hat und somit auch mit den technischen Aspekten seiner Arbeit bei der KID vertraut ist. Während seines Studiums hat er bereits Netzwerke unter anderem für das Leipziger Porsche-Werk administriert, hat außerdem im Bereich IT für die ÖSA Versicherungen und als IT-Leiter für eine Biotech-Firma gearbeitet. Im Rückblick sagt er heute: „Ich habe zwar die Perspektive gewechselt mit dem Geschäftsführerstuhl, aber so kenne ich die Technik auch als Praktiker und nicht nur die betriebswirtschaftliche Seite des Ganzen.“ Er weiß genau, was die Server im Rechenzentrum der KID leisten können und was nicht, und er weiß genau, welche technischen Voraussetzungen nötig sind, um ein Vorhaben umsetzen zu können.
Viel Zeit hatte Martin Steffen noch nicht, sich in den neuen Gefilden am Alten Markt in Magdeburg einzuleben. Bereits in den ersten Wochen stehen wichtige Entscheidungen an: Beispielsweise gibt es zwei Standorte des Unternehmens, an denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Büros in der Magdeburger Innenstadt haben. Beide Standorte sollen mittelfristig wieder zusammengefasst werden. Im Raum stand auch, einen neuen Standort auf der „grünen Wiese“ zu bauen. „Die Entscheidung ist allerdings dagegen ausgefallen. Wir bleiben in der Magdeburger Innenstadt“, bekennt sich Steffen zum bewährten Standort. Und egal, an welchem Platz, die Arbeit der KID wird nicht weniger, sondern mehr. „Abgesehen davon, dass wir ja für viele Kommunen im Land Sachsen-Anhalt der Hauptansprechpartner in Sachen IT sind, unterstützen wir gerade auch bei den Digitalisierungsprozessen, die das Land in Gang setzt. Der Weg geht über die Kommunen im Land, und dabei ist natürlich ein hohes Maß an Abstimmung erforderlich“, erklärt er.

Martin Steffen

Eines seiner großen Anliegen ist es, Verständnis dafür zu schaffen, dass in Sachen Informationstechnologie nicht der reine Preis für eine Dienstleistung ausschlaggebend sein sollte: „Natürlich spielt der Preis eine Rolle, aber nach Möglichkeit eben nicht die einzige. Servicequalität des IT-Dienstleisters, Benutzerfreundlichkeit der Anwendungen sowie Ausfallschutz und die Sicherheit der IT-Systeme sollten an vorderster Stelle stehen. Und dann sollte man gemeinsam schauen, ob man noch etwas am Preis machen kann.“ Dabei sollte man auch nicht aus den Augen verlieren, immer in verschiedene Richtungen zu denken. Diese Weitsicht wiederum sollte helfen, die Herausforderungen zu bewältigen, die Martin Steffen in den kommenden fünf bis zehn Jahren auf die IT im Land zukommen sieht. „Um die notwendigen Digitalisierungsprozesse im Land Sachsen-Anhalt und in den Kommunen umsetzen zu können, wird es noch einiger Überzeugung, Arbeit und Mühe bedürfen. Es wird noch Jahre dauern, bis wir sagen können, die Digitalisierung ist im Lot“, schätzt er die Lage ein.

Eine der Herausforderungen werde sein, dass einzelne Kommunen bei der Digitalisierung vorlegen, andere sich an der Umsetzung beteiligen. „Aus diesem Portfolio können die Kommunen IT-Dienstleistungen beziehen und über ein zentrales Verfahren anbinden lassen. Das wird die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes in den Kommunen enorm erleichtern“, sagt Steffen. Das sei nicht nur für die Kommunen und das Land wichtig, sondern auch für potenzielle Investoren, die sich hier niederlassen wollen. „Wenn ich weiß, in den Kommunen in Sachsen-Anhalt dauert es eben nur Wochen, bis mein Bauantrag über ein digitalisiertes Antragsverfahren entschieden ist, während ich anderswo Monate brauche, dann ist das schon ein gutes Argument.“ Die Kommunen in Sachsen-Anhalt müssten schneller sein als Kommunen in den angrenzenden Bundesländern und so ganz klare Standortvorteile bieten.

Dafür hat Steffen auch schon einen Plan: „Ich möchte nicht nur dem gesetzlichen Rahmen nachlaufen, den uns die Politik vorgibt. Ich möchte mir mit einem Team strategische Gedanken darüber machen, wie man Kommunen mit den passenden Dienstleistungen entlasten kann. Idealerweise schaffen wir es, einen Baukasten zu entwickeln, aus dem die Kommunen sich ihre digitalisierten Dienstleistungen aussuchen und passend zusammenstellen können, so dass wir bei fast jedem Wunsch sagen können – na klar, dass haben wir.“ Er wisse natürlich auch, dass das nicht jeden Tag den ganzen Tag möglich sei, aber von Zeit zu Zeit will er doch mit seinem Team an der Zukunft feilen und neue Ideen entwickeln. Dazu gehört es auch, sich in regelmäßigen Abständen mit den Spitzenverbänden und den Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen auszutauschen, um immer genau zu wissen, wo der digitalisierte Schuh drückt.

All das kann er natürlich nicht allein, das weiß er. „Unser Angebot und unser Niveau zu halten oder zu steigern, das alles steht und fällt mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es wird durchaus langsam schwerer, die passenden neuen Leute zu finden, da steht uns auch der vielbeschworene Fachkräftemangel neben den Schreibtischen“, weiß Steffen. Und auch wenn es so vielleicht nicht einfacher wird, die Herausforderungen der kommenden Jahre zu bewältigen, so bremsen diese Aussichten Steffens Enthusiasmus für die neue Aufgabe als Geschäftsführer bei der KID Magdeburg nicht. „Ich freue mich sehr, dass ich ausgewählt worden bin und ich bin optimistisch, dass mir das nicht zu Kopf steigen wird. Mit der nötigen Demut ist man für solche großen Aufgaben gut beraten, und die großen Aufgaben, die vor der KID und der KITU liegen, bringen auch große Verantwortung mit sich“, betont er.

Ariane Amann

Fotos: Ariane Amann