71. Ausgabe, 4. Quartal 2018

Rare Haushaltsmittel, aber große Wünsche

Gemeinde Niedere Börde will vom Know-how der KITU profitieren

Die Niedere Börde erhebt sich nur wenig über das Tal der Elbe und ist geografisch im Vergleich mit der Hohen Börde der kleinere Teil jenes Schwarzerdegebietes westlich von Magdeburg, das mit Bodenwertzahlen um 100 zu den fruchtbarsten in Deutschland gehört. Niedere Börde ist aber auch Name einer Gemeinde, zu der sich 2004 die zuvor selbständigen Dörfer Groß Ammensleben, Gutenswegen, Jersleben, Klein Ammensleben, Meseberg, Samswegen, Vahldorf und Dahlenwarsleben sowie Ortsteil Gersdorf zusammenschlossen. Seit langem in der Konsolidierung, sind

„die Haushaltsmittel rar, die Wünsche groß“,

gesteht Bürgermeister Stefan Müller. Trotz knapper Kassen stimmte der Gemeinderat aber einer Mitgliedschaft in der KITU zu.

  „Technisch muss es ja weitergehen, denn der Einsatz von Informationstechnologien zur Ausführung kommunaler Aufgaben gewinnt immer mehr an Bedeutung. Künftig sollen Bürger und Unternehmen ja einmal sämtliche Anliegen digital erledigen können“,

sagt er.

Stefan Müller
Stefan Müller, Bürgermeister, Niedere Börde

Mit nur einem EDV-Mitarbeiter in der Verwaltung und einem externen Berater seien die anstehenden Aufgaben nicht zu meistern, ergänzt Ines Schneider, in der Gemeinde Niedere Börde Leiterin der Zentralen Dienste. Sie weiß, dass es „viele schöne Fachverfahren gibt, die ganz viel können.“ Diese selbst anzuschaffen, bedeute aber einen Kraftakt, „mit dem wir überfordert sind.“ Zurzeit nutzt die Gemeinde rund 20 Fachverfahren, die sich ständig verändern. Wäre es für die Zukunft nicht besser, dass mehrere Kommunen hierbei zusammenarbeiten und sich austauschen? Doch wer organsiert und leitet dann diese Treffen? „Das kann die KITU“, ist man in der Niederen Börde überzeugt.

Bürgermeister Müller, erst seit August 2018 in diesem Amt, möchte in Absprache mit dem Gemeinderat und der Verwaltung auch ein Ratsinformationssystem einführen. „Wenn es darum geht, mit welchen Fachverfahren wir diese Aufgabe bewältigen können, welche Leistungen bei einer Ausschreibung dringend erforderlich sind, welche Netzwerkvoraussetzungen erfüllt sein müssen, kann uns die KITU mit all ihren Erfahrungen zur Seite stehen“, meint er. „Hinzu kommt, dass sowohl der Landkreis als auch umliegende Gemeinden KITU-Mitglieder sind, sie mit den gleichen Programmen arbeiten, andere deren Erfahrungen nutzen können und nicht jeder das Rad neu erfinden muss.“

Einen Vorteil in dem Genossenschaftsmodell sieht man in der Niederen Börde auch darin, dass sich „die Gemeinde als Mitglied nicht überall beteiligen muss, sondern aus einem Leistungskatalog das für sie Passende aussuchen kann.“ Das betrifft in der Niederen Börde auch die IT-Ausstattung der beiden Grundschulen im Gemeindeterritorium. „Die KITU bietet uns die Informationen und die Bereitschaft, uns bei Ausschreibung und Erwerb der dafür nötigen Technik zu unterstützen“, sagt Bürgermeister Müller. Dieses Gemeinschaftsprojekt kann allerdings erst verwirklicht werden, wenn die Fördermittel bereit stehen. Im Speckgürtel um Magdeburg gelegen, bietet die nach wie vor überwiegend von der Landwirtschaft geprägte Gemeinde Niedere Börde hinsichtlich ihrer sozialen Infrastruktur mit mehreren Kindertageseinrichtungen und den beiden Grundschulen sowie ihrer verkehrstechnisch günstigen Lage aber auch gute Voraussetzungen für Neuansiedlungen von Unternehmen, ohne mit den großen Gewerbegebieten im Umland konkurrieren zu wollen. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Mittellandkanal, der mitten durch das Gemeindegebiet verläuft und in Vahldorf einen vielfach genutzten Hafen hat.

 Auch kulturhistorisch hat die Niedere Börde Geschichtsträchtiges zu bieten: Auf der Nordroute von Sachsen-Anhalts „Straße der Romanik“ lädt gleich nach Magdeburg die zweite Station nach Groß Ammensleben in die dortige Klosterkirche ein. Sie befindet sich auf dem Areal der Domäne Groß Ammensleben. Sowohl Kirche als auch Gemeinde nutzen heute Gebäude des ehemaligen Wirtschaftshofes, dessen drohender Verfall gerade noch rechtzeitig gestoppt werden konnte.

Autor: Gudrun Oelze

Niedere Börde

Der Verwaltungssitz der Gemeinde Niedere Börde befindet sich in Groß Ammensleben. Um diesen Ort herum liegen sternförmig in einem Radius von maximal fünf Kilometern die anderen sieben Ortschaften mit zusammen 7.200 Einwohnern. In allen gibt es eine Kirche und eine Feuerwehr sowie ein reges Vereinsleben. Überregional bekannt und erfolgreich sind die Gewichtheber von Deutschlands „Stärkstem Dorf“ Samswegen. In Gutenswegen feiern die Jecken seit 1955 mit Karneval am Gauseberg alljährlich die 5. Jahreszeit und locken zum Rosenmontagsumzug stets zahlreiche Zuschauer an den Straßenrand. In Dahlenwarsleben bewahrt das dort beheimatete Zupforchester nach wie vor seine hohe künstlerische Qualität. Nicht weit entfernt wird jeweils am ersten Oktoberwochenende das Volksfest „Klein Ammenslebener Lodenmantelrennen“ gefeiert.