
70. Ausgabe, 3. Quartal 2018
Großes Erbe ist Basis für Gestaltung der Zukunft
Deutschlandweit und sogar darüber hinaus bekannt sind die Namen der Doppelstadt im Saalekreis, die zu den neuen Mitgliedern der KITU gehört: Wettin-Löbejün, Heimat für heute rund 10.000 Einwohner.
Bekannter als die malerisch im Naturpark „Unteres Saaletal“ gelegene Ortschaft Wettin selbst ist wohl das Fürstengeschlecht, dass sich den Namen des Ortes gab und ihn in ganz Europa verbreitete – die Wettiner. Das Haus Wettin als eines der ältesten Geschlechter des deutschen und des europäischen Adels hat nicht nur für Sachsen-Anhalts Geschichte eine besondere Bedeutung, sondern auch für die der Bundesländer Sachsen, Thüringen und Bayern. Ihren Namen, den sie in die Welt trug, leitete die Dynastie von der Burg Wettin her. Über dem Saaletal unweit von Halle thront noch immer die alte Stammburg der Wettiner, in die mit einem Gymnasium - wegen seines speziellen Fachbereichs Kunst einzigartig in Mitteldeutschland – junges Leben einzog.
Die überregionale Bedeutung Löbejüns als zweiter namensgebender Teil der Doppelstadt stammt nicht von einem Fürstengeschlecht, doch künden unter anderem Säulen im Magdeburger Dom, die Treppenanlage im Innenhof der Wartburg, die Portale des Rennsteigtunnels, der Eingang des Slomanhauses in Hamburg, der Schlossplatz Bad Arolsen, das Portal des Leopoldina-Gebäudes in Halle oder die Fassade des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim davon, dass diese Region über einen ganz besonderen Schatz verfügt: den „Löbejüner Porphyr“. Das Gestein vulkanischen Ursprungs, das Graniten zumindest ebenbürtig ist, wird hier seit rund 500 Jahren abgebaut.

Die Bezeichnungen von Wettin und Löbejün, beide 961 erstmalig urkundlich als Vitin beziehungsweise Liubichun erwähnt, geben als Wettin-Löbejün seit 2011 dem Zusammenschluss der Städte und Gemeinden Löbejün, Wettin, Brachwitz, Döblitz, Domnitz, Dößel, Gimritz, Nauendorf, Neutz-Lettewitz, Plötz und Rothenburg den Namen. Leben in dieser Stadt heißt vor allem Leben in den Ortschaften, meint Bürgermeisterin Antje Klecar, die eine wichtige Aufgabe darin sieht, deren Zusammenwachsen zu einer Stadt zu befördern. Auf der Basis eines großen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Erbes können die Menschen von Wettin-Löbejün selbstbewusst ihre Zukunft gestalten, heißt es auch im Leitbild der Stadt, in dem der umfassenden Förderung von Wirtschaft, Handwerk und Kleingewerbe ebenso Bedeutung beigemessen wird wie der Gestaltung einer liebenswerten Stadt, in der sich Einwohner und Gäste wohl fühlen sollen. Als ein Schwerpunkt der Arbeit von Stadtrat, Ortschaftsräten und Verwaltung wird die weitere Entwicklung einer bürgernahen Verwaltung benannt. Da dies ohne Digitalisierung nicht möglich ist, hat sich Wettin-Löbejün mit der Kommunalen IT-Union (KITU) verbündet und erwartet von seiner Mitgliedschaft in der KITU zum einen einen starken und fachkundigen Partner bezüglich der Implementierung eines Dokumentenmanagementsystems mit Anschluss an kommunale Fachverfahren auf der Basis von Rahmenverträgen nach EU-weiter Ausschreibung.
„Zum anderen soll zukünftig eine laufende Betreuung sowie die Konsolidierung vorhandener zentraler IT-Infrastrukturen in Zusammenarbeit mit der KITU erfolgen“,
sagt Bürgermeisterin Antje Klecar. Ein weiteres Projekt, das in Kooperation mit der KITU bewältigt werden soll, ist die Anschaffung und Einrichtung eines Schließ- und Zutrittskontrollsystems, durch das vertrauliche Dokumente, Kassen- oder Lagerräume zuverlässig gegen unbefugten Zutritt abgesichert werden. „Möglichst viel Bürgernähe und möglichst hohe Sicherheitsstandards miteinander in Einklang zu bringen, stellt die Stadt vor große Herausforderungen“, so die Bürgermeisterin. Weitere Bausteine im Rahmen von Konsolidierungsbemühungen der Stadt sollen ein Wechsel des Programms zur Lohnabrechnung bzw. auch die Vergabe dieser Leistung an Dritte über die KITU sein sowie die Einführung eines einheitlichen Drucker- und Kopierkonzeptes.
Autor: Gudrun Oelze
Wettin-Löbejün ist die nördlichste Kommune im Saalekreis. Das 127 Quadratkilometer große Stadtgebiet wird im Südwesten fast durchgehend von der Saale begrenzt, im Nordosten durch die Fuhne. Ab dem 7. Jhd. erfolgte die Besiedlung der Region durch Slawen, was an mindestens 17 der 24 Ortsteilnamen der Stadt ablesbar ist. Die Lage zur Saale und ihrer regionalen Zuflüsse bildeten eine ideale Lebensgrundlage für die dort wohnenden Menschen, die die Landschaft formten und landwirtschaftlich nutzten. Bodenschätze wie Porphyr, Steinkohle, Kalisalz, Kupferschiefer, Sande und Tone waren relativ leicht zu erreichen und förderten eine frühe industrielle Entwicklung. Durch die landschaftlich schöne Lage im Naturpark Unteres Saaletal entwickelt sich heute auch der Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor.