2. Ausgabe 2023 | Nr. 89

Geschichte erhalten und Zukunft gestalten

KITU-Mitglied vorgestellt: Stadt Zörbig

Wer Zörbig sagt, sagt meist gleich danach: Rübensirup! Unter dem Namen Zörbiger wird er seit 150 Jahren hergestellt und vertrieben. Die fruchtbaren Ackerböden ringsum sind für Rübenanbau wie geschaffen. Die Produkte von Zörbiger, zu denen längst auch Marmeladen gehören, sind bundesweit zu erhalten. Eine lange Tradition hat ebenso der Orgelbau, sie reicht bis ins Jahr 1770 zurück. Drei Generationen der Familie Rühlmann bauten fast 500 Orgeln, die ihre Reise bis nach Afrika und Indien antraten. Der heute unter Denkmalschutz stehende Werkstattkomplex ist nicht nur einzigartig, dort wurde nach 65 Jahren Stillstand im Jahr 2006 sogar die Arbeit wieder aufgenommen. Zörbig ist gleichsam Region des Schachspiels. Die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz e.V. ist der älteste Schachverein Sachsen-Anhalts und Mitbegründer des Deutschen Schachbundes. Es gibt ein Schachmuseum, und die Frauen spielen erfolgreich in der 1. Bundesliga.  

Matthias Egert, Bürgermeister Stadt Zörbig

Zörbig ist ein Ort zwischen Geschichte und Zukunft, sagt Bürgermeister Matthias Egert. Es ist der älteste Ort im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, mit großer Historie, die bis ins Jahr 750 zurückgeht. Erstmals urkundlich erwähnt wurde „Civitas Zurbici“ im Juli 961 in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto. Schloss und Burganlage mit dem Halleschen Turm prägen noch immer die Stadtansicht. Das Historische erhalten und gleichzeitig die Zukunft gestalten, steht für Matthias Egert im Fokus. Dazu gehört das Engagement für erneuerbare Ener-
gien, Smart City und moderne Wirtschaftsansiedlung ebenso wie die historisch-barrierefreie Umgestaltung des Stadtzentrums, unter Beachtung des Flächendenkmalschutzes, mit historischen Baumaterialien und gleichzeitig ausgerichtet auf die kommenden Anforderungen, bedingt durch steigende Temperaturen. „Wir achten darauf, dass die Konzepte schonend sind für Flora, Fauna und die Menschen.“

Zu Zörbig gehört nicht nur die gleichnamige Stadt, sondern seit 2011 insgesamt 19 Ortschaften, von 11 Ortsräten verwaltet. Bürgermeister wurde 2019 der damals 34-jährige Matthias Egert. Seitdem haben sich ihm viele Herausforderungen gestellt – Corona, die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, Energiekrise, Inflation … Trotz der Widrigkeiten hat Priorität, die Stadt voranzubringen. Er hat Projekte seines Vorgängers vollendet und neue initiiert. Radwege wurden gebaut, Straßen saniert, Sportplätze angelegt, Freizeitanlagen ausgebaut. Während anderenorts Bäder schließen, wird hier das Stadtbad mit Eigenmitteln erneuert. Gute Steuereinnahmen machen es möglich, freut sich der Bürgermeister. Der gebürtige Zörbiger schwärmt von seiner Region „zwischen ländlichem Raum und kleinurbanem Charakter, mit freundlichen Leuten, guter Verkehrsanbindung, Nähe zu Großstädten und vielen Möglichkeiten, um hier das ganze Leben zu verbringen, von klein auf bis ins hohe Alter.“

Durch die Corona-Kontaktbeschränkungen erhielt die digitale Entwicklung einen großen Schub. Um die Kommunikation in der Verwaltung und mit den Bürgern zu erhalten, wurde alles auf den Prüfstand gestellt, von der Homepage über Präsenz in sozialen Medien bis hin zu den Abläufen in der Verwaltung nach Antragstellungen der Bürger. „Da mussten wir lernen: So richtig weit sind die Prozesse noch nicht gediehen“, erinnert sich Matthias Egert. Also wurde geschaut, wo Synergien voranbringen können. Und der Entschluss gefasst: „Wir brauchen die Verbindung zur KITU.“ In der Gemeinschaft lässt sich von den Erfahrungen anderer partizipieren, so dass nicht jeder einzelne Ressourcen, Geld, Zeit und Personal investieren muss. „Digitalisierung muss sich lohnen, muss Optimierungspotenzial bieten“, betont Matthias Egert. „Das ist eine große Herausforderung. Dafür braucht es den Partner, der mitdenkt.“ Mit den Spezialisten der KITU wird nun sondiert, was nötig ist und wie es ermöglicht werden kann. Bereits Vorhandenes wird an den Erfahrungen anderer verglichen. „Gemeinsam mit der KITU wollen wir unsere Investitionen optimieren, um die besten Ergebnisse zu erzielen.“

Birgit Ahlert