
1. Ausgabe 2023 | Nr. 88
Luftkurort mit technischem Know-how
KITU-Mitglied vorgestellt: Stadt Arendsee
Große Schaufelräder durchpflügen das Wasser. Herrschaftlich zieht die „Queen Arendsee“ ihren Weg über den größten und tiefsten natürlichen See Norddeutschlands. Die rot-weiße Schönheit ist eine Besonderheit: ein Schaufelraddampfer im Stil eines Mississippi Shuffle Boats. Er ist nicht nur Touristen-Attraktion, sondern auch das einzig schwimmende Standesamt im Bundesland. Von Mai bis September können sich Verliebte dort das Ja-Wort geben. Der Ort Arendsee, liebevoll von den Einwohnern „Perle der Altmark“ genannt, liegt am gleichnamigen See, der die Region dominiert. Zahlreich zieht es Besucher hierhin, schon seit mehr als hundert Jahren. Der seit 2002 offiziell benannte Kurort bietet neben Wasser und Strand vieles zur Erholung.

Der Tourismus spielt eine wesentliche Rolle. Nicht nur in der namensgebenden Stadt. Seit 2011 ist Arendsee eine Einheitsgemeinde mit 35 Ortsteilen. Dieses Zwangskonstrukt, wie es Norman Klebe nennt, mit Leben zu erfüllen, war nicht einfach. Und doch wurde mit den eingeschränkten finanziellen Mitteln vieles geschafft im letzten Jahrzehnt. Neben dem Tourismus lag der Fokus im sozialen Bereich.
Die zwei bestehenden Kitas sind saniert und drei komplett neu errichtet worden, die zwei Grundschulen des Gemeindegebietes hochwertig saniert und im vorigen Jahr im Zuge des DigitalPakts mit digitalen Tafeln und Tablets ausgerüstet. Technisch ist der Einheitsort weit vorn, auch bei den Glasfaseranschlüssen, freut sich Norman Klebe, seit 2009 Bürgermeister. Um flächendeckend Glasfaser in die Region zu bringen, wurde mit anderen Landkreisen der Zweckverband Breitband-Altmark gegründet. „Das ist bereits weitflächig gelungen und fast abgeschlossen.“ Bis zum Jahresende soll in jedem Ort Highspeed-Internet zur Verfügung stehen.
Kluge Investitionen haben das Leben der Einwohner verbessert und die Region als Touristenmagnet ausgebaut. Dazu gehört die verbesserte Infrastruktur ebenso wie die Sanierung des Fahrgastschiffes, der Campingplatz befindet sich im Ausbau und das Strandbad-Areal wird umgestaltet. Die Seetribüne wird ähnlich einer Ostsee-Plattform ausgebaut. Wo das Waldheim Arendsee stand – einst berühmtes Aushängeschild, letztlich jedoch zur Bauruine verfallen – entsteht ein neues Waldheim-Ressort. Es wurde begonnen, das Spaßbad für Kinder am Strand auszubauen, künftig sollen Boote zu leihen und Standup-Paddeling möglich sein. Für die Versorgung mit WLAN in den Urlaubsarealen wurden mit 100.000 Euro Fördergeld vom Land und Eigenkapital die technischen Voraussetzungen geschaffen.

Die Veränderungen sind anziehend. Seit 2017 nimmt die Einwohnerzahl wieder zu. In der Corona-Zeit verstärkte sich der Trend, aus der Großstadt in kleinere Ortschaften zu ziehen. Durch gute Lebensbedingungen und technischen Ausbau sind Leben und Arbeiten in der Region attraktiver geworden.
Um auch die Verwaltung auf den neuesten Stand zu bringen, nutzt Arendsee die zahlreichen Möglichkeiten als KITU-Mitglied. „Digital ist Deutschland in der Steinzeit, es gilt die Kräfte zu bündeln, um voranzukommen“, sagt Norman Klebe. „Wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, bringt das nicht so viel.“ Als KITU-Mitglied bieten sich einige Vorteile, ob vereinfachte Ausschreibungen, Umsetzung des DigitalPakts oder Austausch mit den anderen Mitgliedern, um Kenntnisse und Erfahrungen zu nutzen. „Man braucht nichts Neues zu erfinden, um voranzukommen“, betont der Bürgermeister. Gemeinsam lässt sich „im Bereich der IT viel machen, man muss es nur wollen.“
Birgit Ahlert