Krisenmanagement zwischen Gesundheitsschutz und Tagesgeschäft

„Wir sitzen nicht in einem Raum, aber wir sehen uns trotzdem in die Augen“, sagt René Kellner, Leiter des Teams Verträge und Beschaffungen der KID Magdeburg sowie Leiter des Krisenstabs. Corona hat die Arbeitswelt im Unternehmen verändert.

„Zum Glück haben wir uns bereits vor der Corona-Krise mit dem Thema auseinandergesetzt“, erzählt Britta Bahnemann. Sie ist Teil des Kaufmännischen Teams der KID. Sie erstellt Angebote zum Beispiel für die Einführung des Dokumentenmanagementsystems DMS in Kommunen und Landkreisen oder für die IT-Ausstattung der Schulen und kalkuliert dafür die Preise.

René Kellner, Teamleiter Verträge und Beschaffungen
René Kellner, Teamleiter Verträge und Beschaffungen

Büros mit zwei Arbeitsplätzen werden während der Krise nur von einem Mitarbeiter genutzt. Alle anderen arbeiten mobil, außerhalb der KID-Geschäftsräume. Zusammenkünfte sind auf ein dienstlich notwendiges Minimum beschränkt, anstelle der Teambesprechungen im Beratungsraum finden Webkonferenzen via TeamViewer statt. „Außerdem haben wir neue Hygieneregelungen sowie Regelungen für den Kundenkontakt aufgestellt“, berichtet René Kellner.

Der Oberstleutnant der Reserve ist seit 13 Jahren im Katastrophenschutz tätig. In Bundeswehreinrichtungen sowie an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Katastrophenschutzschule des Bundes) und am Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge (IBK) wurde er dafür ausgebildet. Im Katastrophenfall ist er seit 2013 als stellvertretender Leiter des Kreisverbindungskommandos Jerichower Land eingeplant: „Zum Beispiel bei einer Hochwasserkatastrophe beraten wir den Landkreis, ob und wie die Bundeswehr Unterstützung leisten kann.“

Auf sein Know-how greift die KID während der Corona-Krise dankbar zurück. Nachdem die Landesregierung ihren Pandemierahmenplan aktualisiert hatte und eine betriebliche Pandemieplanung verbindlich vorgeschrieben wurde, richtete die KID sofort einen Krisenstab ein. Zur ersten Beratung am 12. März kamen René Kellner und seine zehn Teamkollegen noch persönlich zusammen, dann wurden Telefonkonferenzen organisiert und diese wurden schließlich von WebMeetings abgelöst. „Wir haben viele Maßnahmen diskutiert und beschlossen, um dem Gesundheitsschutz gerecht zu werden und dabei immer auch als Unternehmen handlungsfähig zu bleiben“, so der Krisenstabsleiter.

Viele Kollegen arbeiten zu Hause unter erschwerten Bedingungen, wenn sie ihre Kinder aufgrund geschlossener Kitas und Schulen betreuen und so ganz nebenbei noch Mittagessen kochen und Schulstoff durchgehen müssen. Dass Eltern mit solch einer Mehrfachbelastung nicht so effektiv arbeiten können, als wenn sie ungestört im Büro säßen, versteht sich von selbst. Aber „wir sind ein familienfreundliches Unternehmen“, betont René Kellner, „wir tragen das gemeinsam.“

Ein junger Vater beispielsweise nimmt mit seinem Baby im Tragetuch an den Videokonferenzen des Krisenstabs teil. Einige Mitarbeiter sitzen morgens sehr zeitig am Laptop, um einen Teil ihrer Arbeit zu schaffen, bevor die Kinder aufstehen. Die zweite Schicht wird abends absolviert. Ein solches Pensum zehrt an den Kräften.

„Wir setzen alles daran, dass das Tagesgeschäft trotz der schwierigen Bedingungen läuft“, so der Teamleiter. Stark angespannt sei die Liefersituation. Da viele Geräte und Teile in China produziert würden, die Logistik aber nur eingeschränkt funktioniere, könnten Geschäftspartner oft nur bedingt Aussagen treffen, wann bestellte Waren ankämen. „Gefühlt ist die ganze Welt im Homeoffice und die Verfügbarkeit bestimmter Geräte ist zurzeit sehr begrenzt“, erklärte René Kellner. Deshalb freute er sich besonders, dass es gelungen ist, außerhalb des Rahmenvertrages innerhalb von zwei Wochen 200 Lenovo Laptops für den Homeoffice-Bedarf von Kunden zu beschaffen. „Mit dem Lieferanten haben wir auch noch nach 21 Uhr über die Konditionen verhandelt.“

bek