76. Ausgabe, 1. Quartal 2020

Da geht noch was

Hat man ein gewisses Alter erreicht, wird man etwas träger. Wer springt schon mit 60 noch wie ein junger Bock aus dem Bett? Allein wegen der extrem hohen Gefahr, sich irgendwas auszurenken, ist das wenig ratsam.

„Je oller, je doller!“ muss ein Sprachfehler sein. Es sollte bestimmt heißen: „Je oller, je voller!“ Kommt der Realität eh viel näher. Erst sind es winzig kleine Speckröllchen am Bauch. Kaum wahrnehmbar. Und dann verwandeln sie sich in aller Stille in Teppichrollen, wie sie in Baumärkten hängen. Ich sag mal so: Wenn das so weiter geht, ist Calli Calmund in zwei Jahren gegen mich ein Modellathlet.

Ich muss also was tun. Schnell! Als erstes eine Fitnessuhr! Gleich beim Fritten-Franz um die Ecke habe ich sie ausgepackt. Dummerweise gabs da kein W-Lan, um die Uhr über mein Handgelenk mit dem Bauch zu koppeln. Bin dann also weiter. Aber nicht, ohne mal eben die XXL-Pommes mit Mayo mitzunehmen. Bin dann gut genährt rüber zu McDonald. Zunächst waren die sehr nett, als sie mir ihren Einwahl-Code verraten haben. Aber nach den ersten zwei Stunden am 8-er Tisch brannten die seltsamen Blicke des Personals auf meinem Rücken. Ich musste zwei Burger, Pommes und ne Chicken-Box ordern. Dann ging’s mit den Blicken.

Dann lief die Fitnessuhr los. Zählte jeden Schritt und jede Stufe mit, und empfiehlt mir stündlich eine Übung. Am dritten Tag hab ich das Ding verärgert in den Schrank gepfeffert. Es nervt nur noch. Ständig schrillt, blinkt oder brummt es. Da ist das Gemeckere meiner besser Hälfte ja wie eine Kreuzfahrt.  Deren Gezeter kann ich  durch das Schließen der Küchentür abstellen. Von innen versteht sich.

Ich denke, ich bau mir besser eine Laufstrecke um den Küchentisch, inklusive Klimmstange zum Bierfach.

Und wenn ich mir Calli Calmund recht begucke, der geht ja eigentlich auch noch ...

Autor: juj